Monatsarchiv: März 2013

[:de]Teil meiner Arbeit in der Kinderkrippe ist es, den Kindern beim Mittagessen zu helfen. Das ist vor allem an Suppentagen manchmal sehr mühsam (wir wechseln immer zwischen Suppe und Hauptgericht ab). Deshalb fange ich immer irgendwann an, die Kleinen zu füttern.

Sehr süß fand ich es heute, als ich gerade damit beschäftigt war, einen Jungen zum Essen zu bringen und selbst nicht zum Essen kam: Ein dreijähriges Mädchen (Ruth) setzte sich plötzlich auf meinen Schoß fing damit an, mich zu füttern.

Auch wenn die Kleinen manchmal echt anstrengend sind… Sie bringen mich immer wieder zum Lachen, zaubern mir ein Funkeln in die Augen und sind Teil der Dinge, die mein Leben in Bolivien lebenswert machen!
[:]

Quartalsbericht No.2: Resümee meines unvergesslichen lateinamerikanischen Sommers

[:de]Mittlerweile ist Halbzeit meines Weltfreiwilligendienstes in Cochabamba, Bolivien, obwohl ich es wirklich nicht glauben kann, dass die Zeit hier so schnell vergeht. Ich habe mich noch besser eingelebt und Dinge, die ich am Anfang nicht verstanden habe oder die mir fremd vorkamen, sind nun schon fester Bestandteil meines bolivianischen Alltags.

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In der Kinderkrippe.

In der Kinderkrippe.

Bisher habe ich ausschließlich in der Kinderkrippe, in der Hausaufgabenbetreuung und mit den Senioren gearbeitet. In den Sommerferien (Dezember und Januar) hatte ich Zeit für Dinge, die schon länger mal nötig waren, wie zum Beispiel das Inventar der Bibliothek, aber auch Unterstützung im Pfarrbüro, die Kleiderspendeaktion und Weihnachtsvorbereitungen. Was mir sehr gefallen hat, war, dass ich Zeit zum kreativ sein hatte: So bot ich eine Woche lang jeden Nachmittag Weihnachtsbasteln für die Kinder der Nachbarschaft an und malte ein Andenken in der Kinderkrippe.

Zeit für Kreativität in der Kinderkrippe.

Zeit für Kreativität in der Kinderkrippe.

Beim Weihnachtsbasteln.

Beim Weihnachtsbasteln.

Heilig Abend in der Kirche „Cruz Gloriosa“.

Heilig Abend in der Kirche „Cruz Gloriosa“.

Außer der regulären Arbeit fallen weitere Aufgaben an, so schreibe ich – so oft es geht – Artikel für meinen Blog und in jedem Quartal einen Bericht für „Weingarten im Blick“, um die Menschen zu Hause an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen und die Partnerschaft zu fördern. Auch die Organisation vom Partnerschaftssonntag im Oktober und die Vorbereitung eines Jugendtreffs im Dezember waren Aufgaben, die außerhalb der Arbeit anfielen.

Meine Motivation für meinen Freiwilligendienst ist das Gefühl, gebraucht zu werden und die Herzlichkeit der Bolivianer. Auch wenn es in der Kinderkrippe zum Beispiel manchmal nicht einfach ist, weil ich durch mangelnde Erfahrung das Problem habe, dass die Kinder mir nicht folgen, freue ich mich doch jeden Morgen wieder, in die strahlenden, mit Frühstück verschmierten Gesichter zu schauen und ein „¡Hola Goschina!“ oder „¡Hola Colina!“ („Hallo Corinna!“) zu hören. Probleme damit, dass die Leute meinen Namen nicht verstehen, habe ich immer wieder, da ich es leider immer noch nicht gelernt habe, das „r“ zu rollen… Aber in manchen Wörtern gelingt es mir mit einem Trick, diese Schwäche zu verbergen: Viele Bolivianer sagen zum Beispiel anstatt „perro“ (Hund) „pescho“.

Ich merke auch immer wieder, wie ich für meine Kolleginnen aus der Kinderkrippe wie ein „Joker“ bin, so hat es Eli neulich formuliert, da ich einfach da bin, wenn sie mich brauchen, zum Beispiel wenn Tania, die Leiterin, ein neues Kind einschreibt und ich dann auf ihre Gruppe aufpasse.

Ein super Ausgleich zur Arbeit in der Gemeinde und auch eine Ablenkung, wenn mal nicht alles so gut läuft, ist für mich das Tanztraining, zu dem ich drei Mal in der Woche gehe und wo ich weiterhin bolivianische Folklore-Tänze lerne. Mir tut es gut, beim Training einfach mal den Kopf auszuschalten und mit anderen Jugendlichen in Kontakt zu kommen.

Manchmal befürchte ich, dass ich nicht allen Erwartungen gerecht werden kann, da ich in meinem Projekt die erste „weltwärts“-Freiwillige bin und das Freiwilligen-Profil nicht klar genug definiert war. In Südamerika versteht man unter dem Begriff „Freiwilliger“ etwas ganz anderes als in Deutschland, so hatte ich manchmal das Gefühl, dass ich am besten immer bei allen Gemeinde-Veranstaltungen dabei sein sollte und dass ich wenig Verständnis dafür bekam, wenn ich auch außerhalb der Gemeinde Aktivitäten nachgehe. Doch mittlerweile konnten wir einen Kompromiss finden, der darin besteht, dass ich weiterhin in der Kinderkrippe und mit den Seniorinnen arbeite, mit den Kindern der Stickfrauen Aktivitäten organisiere und eine Ministranten-Gruppenstunde am Samstagnachmittag gründen werde. Außerdem werde ich die Karwoche dokumentieren und die Partnerschaft weiter ausbauen, in dem ich verschiedene Gruppierungen besuche und sie dann vorstelle. Wir möchten auch in Cochabamba einen Partnerschaftskreis einführen.

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Die größte Herausforderung bisher war es, dass ich keine Ausbildung in bestimmten Bereichen habe und die Erziehungsmethoden in Bolivien sehr anders sind als in Deutschland. Andererseits sehe ich dieses Jahr als eine große Chance, um viele Dinge zu lernen – Tania, meine Chefin in der Kinderkrippe, sagte mir schon, dass ich hier alles lerne, um später eine gute Mama zu sein.

Eine weitere Herausforderung ist für mich die Rolle der Weißen, die viele damit verbinden, dass man viel Geld hat, so dass oft die Frage danach kommt, ob ich Geld verleihen könnte. Das finde ich sehr unangenehm, da ich möchte, dass die Menschen mich für meinen Charakter und die Freundschaft schätzen, ich dann aber immer das Gefühl habe, dass das Geld zwischen einem steht. Ich erkläre dann aber fast immer, dass ich Freiwillige bin, mit Organisationen und einem staatlichen Programm gekommen bin, wodurch mein Flug bezahlt wurde und dass ich eben kein europäisches Gehalt habe, wie vielleicht manche denken.

Weihnachten in Cochabamba

Weihnachten in Cochabamba

Weihnachten in Cochabamba

Weihnachten in Cochabamba

Sylvester in Independencia

Sylvester in Independencia

Sylvester in Independencia

Sylvester in Independencia

Doch natürlich stellt mir dieses Jahr nicht nur Herausforderungen, sondern es gibt auch viele schöne Dinge, die ich hier erlebe. In den letzen drei Monaten gab es einige Erlebnisse, die mich besonders gefreut haben. Dazu gehörten neben Weihnachten, das ich in zwei verschiedenen bolivianischen Familien gefeiert hatte, und Sylvester in Independencia vor allem meine weiteren Reisen, die mir Südamerika von ganz vielen verschiedenen Facetten gezeigt haben.

Wochenend-Trip nach La Paz

Anfang Januar bin ich für ein Wochenende nach La Paz gefahren, um die Familie einer Freundin zu besuchen. Als ich ankam, haben sie mich ganz herzlich aufgenommen und wir haben erst mal zusammen gefrühstückt. Sie wohnen in einer der ärmeren Gegenden von La Paz und entschuldigten sich bei mir, dass sie in so einfachen Verhältnissen wohnen. Das fand ich unglaublich, da sind die Bolivianer so gastfreundlich und versuchen alles, es dem Besuch so angenehm wie möglich zu machen und meinen dann, sie müssten sich für ihre Lebenssituation entschuldigen. Ich habe ihnen dann erklärt, dass ich tausend Mal lieber bei ihnen bin als in einem Touristen-Hotel, weil ich so einen Einblick ins echte bolivianische Leben bekomme. Da haben sie sich sehr gefreut.
Später machten wir uns fertig und gingen auf den Markt, um Zutaten für das Restaurant der Familie zu kaufen. Ich liebe bolivianische Märkte, die sind immer so schön bunt, es wuselt überall und man hört immer wieder Aymara (in La Paz) oder Quechua (in Cochabamba). Und es gibt ganze Stände, die nur Kartoffeln anbieten, dafür aber eine riesige Vielfalt. Nachdem wir alles beisammen hatten, machten wir uns auf ins Restaurant. Normalerweise sagt man immer, dass es in La Paz total kalt ist, aber da hatte ich wohl besonders Glück, da es an diesem Samstag sehr schön warm war.
Was mich an bolivianischen Familien immer total beeindruck, ist, dass alle zusammenarbeiten und sich gegenseitig helfen. Und so wurde auch ich gleich in die Familie integriert und fing an, Kartoffeln zu schälen und Tomaten für die „yachua“ (die scharfe Soße) zu schneiden. Neben dem Essen für den Verkauf haben wir auch gleich unser Mittagessen, den „plato paceño“ (typisches Gericht aus La Paz) zubereitet. Er besteht aus Kartoffeln, Mais, Bohnen, Fleisch, gegrilltem Käse und natürlich kann ihn jeder je nach Geschmack mit „yachua“ essen. Beim Essen wurde dann mehrmals betont, dass ich ja schon Teil der Familie wäre, das war ein total schönes Gefühl. Und später stellte die Schwester meiner Freundin mich allen als ihre deutsche Cousine vor.

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Am Sonntag machten wir uns dann nach Tiwanaku auf, das ist eine vorkolonialistische Stätte, die ca. 1,5 Stunden von La Paz Richtung Titicacasee liegt, wo ganz viele riesige Steinfiguren und auch das berühmte Sonnentor steht.

In Tiwanaku

In Tiwanaku

Für mich war es sehr beeindruckend, zu sehen, wie die Menschen damals ohne Maschinen solch enorme Steine aufeinander stapeln konnten. Nach dem Mittagessen fuhren wir wieder zurück nach La Paz, wo wir noch durch das Stadtzentrum und an den wichtigsten Stellen vorbei liefen, bevor es wieder in die Pension ging, wo ich mich auch schon wieder verabschieden musste. Zum Abschied bekam ich ein Gemälde und eine DVD vom „Gran Poder“, dem Folklore-Fest in La Paz, geschenkt. Was ich an den Bolivianern total mag, ist, dass sie einen sehr schnell ins Herz schließen und es einem leicht machen, sich wohl zu fühlen.

So ein Wochenende vergeht wie im Flug, aber da La Paz nur ca. 7 Stunden von Cochabamba entfernt ist und man gut über Nacht fahren kann, möchte ich auf jeden Fall nochmal ein – dieses Mal langes – Wochenende dort verbringen um verschiedene Stiftungen zu besuchen und mir die Deutsche Schule anzuschauen, die mich sehr interessiert, weil ich Französisch, Spanisch und Deutsch als Fremdsprache auf Lehramt studieren möchte und mir gut vorstellen könnte, später mal an einer Deutschen Schule im Ausland zu unterrichten.

Urlaub in Chile

Von Mitte bis Ende Januar flog ich nach Chile, um meine Austauschschülerin Francisca zu besuchen. Sie hatte vor einem Jahr für zehn Wochen bei uns in Weingarten gewohnt und da ich nun schon mal in Südamerika war, machte ich einen Abstecher bei ihr. Sie holte mich gemeinsam mit ihrem Vater am Flughafen in Santiago ab und von dort aus fuhren wir ins Stadtzentrum, um etwas essen zu gehen. Chile und Bolivien sind ganz unterschiedliche Welten und ich hatte mit einem Schlag das Gefühl, wieder in Europa oder in den USA zu sein. An den ersten Tagen blieben wir in Santiago bei Franciscas Tante Ana und schauten uns die Stadt an. Dabei besuchten wir auch die Fundación Cristo Vive, deren Freiwillige ich aus Cochabamba kenne.

In Santiago mit Francisca und Tante, Onkel, Cousins und Oma.

In Santiago mit Francisca und Tante, Onkel, Cousins und Oma.

Was mich wirklich erstaunt hat, ist, dass in ganz Chile enorme Studiengebühren erhoben werden. Und auch Bücher sind sehr teuer. Das Resultat ist, dass Studenten, die nicht aus reichen Familien kommen, Kredite aufnehmen und dann so sehr verschuldet sind, dass sie erst mal nicht einmal an Dinge wie Hochzeit oder sich ein Haus zu kaufen denken könnten. Das hat mir sehr zu denken gegeben. Ich fragte, warum dieses System nicht geändert wird, worauf ich die Antwort bekam, dass die Politiker selbst Anteile an den Universitäten haben und somit kein Interesse daran haben, ihre Einnahmequelle zu reduzieren.
Allgemein ist Chile ein sehr teures Land und ich frage mich, wie die „weltwärts“-Freiwilligen, die wie wir in Bolivien auch 100 € Taschengeld (zusätzlich zu Wohnung und Verpflegung) bekommen, mit diesem Geld leben können. In Bolivien sind 100 € sehr viel Geld (fast der Monatslohn meiner Kolleginnen aus der Kinderkrippe), aber in Chile kommt man damit nicht weit.

Nach drei Tagen in Santiago sind wir dann mit dem Nachtbus nach Valdivia (ca. 10 Stunden Richtung Süden) zu Francisca nach Hause gefahren, wo sie mir ihre Heimat gezeigt hat. Wir sind auch an den Strand gegangen, wobei das Wasser leider ziemlich kalt war, aber es war schön, das Meer mal wieder zu sehen. Wir haben uns fast jeden Tag mit Franciscas Freunden und Alex, einer deutschen Austauschschülerin, getroffen und haben auch ein Mal einen Ausflug zu einer Therme gemacht. Ein persönliches Highlight für mich war auch eine Bootsfahrt in Valdivia.

Bootsfahrt in Valdivia, Chile.

Bootsfahrt in Valdivia, Chile.

Die Zeit in Valdivia verging auch wieder wahnsinnig schnell und als es dem Abschied näher ging, beschlossen Franciscas Freunde, dass sie mich alle am Busbahnhof verabschieden wollten. Sie schenkten mir Fotos und eine CD mit chilenischer Folklore. Die chilenische Gastfreundschaft machte mir den Abschied nicht leichter.

Also fuhr ich alleine wieder nach Santiago, um nochmal einen Tag bei Ana zu verbringen, wobei ich mir das Museum der schönen Künste anschaute, bevor ich am nächsten Tag wieder ganz früh nach La Paz geflogen bin. Aus Chile nahm ich ganz viele herzliche Begegnungen mit und den Wunsch, dort noch ein Mal hinzureisen.

Zwischenseminar in Lima, Peru

Bei einer alternativen Stadtführung durch Lima.

Bei einer alternativen Stadtführung durch Lima.

Direkt nachdem ich von Santiago de Chile wieder nach La Paz geflogen bin, kaufte ich mir für den nächsten Tag ein Ticket nach Lima. Nach 28 Stunden Busfahrt bin ich dann in Lima angekommen. Hier wird man wirklich reiseresistent, wenn ich da z.B. an eine Reise von Weingarten nach Rom denke, die 15 Stunden dauerte und die mir wie eine Ewigkeit vorkam. Aber hier sind die Distanzen eben auch viel größer. In Lima angekommen, fuhr ich ins Kloster der Bamberger Franziskaner-Schwestern in La Victoria, wo ich Alexandra vom BDKJ Bamberg, Schwester Christina und die anderen Freiwilligen wiedersah, was mich sehr gefreut hat. Wir verbrachten eine Nacht in La Victoria, gingen gemeinsam an den Strand von Barranco und fuhren dann nach Cineguilla, einem anderen Stadtteil von Lima, wo wir in einem wunderschönen Tagungshaus unser 5-tägiges Seminar begonnen. Es war sehr interessant, uns untereinander auszutauschen und Geschichten aus Peru, Kolumbien und Bolivien zu hören. Da gab es sehr schöne Gespräche, aber wir hatten auch Raum, um Probleme gemeinsam zu besprechen, was ich wirklich toll fand.

Mit anderen Freiwilligen in Lima, Peru.

Mit anderen Freiwilligen in Lima, Peru.

Die gemeinsame Erfahrung im Ausland hat uns alle noch mehr zusammengeweißt und so blieben wir fast alle auch noch zwei Tage länger in Lima, bevor ich mit Sarina und Sabrina wieder zurück nach Cochabamba reiste. Was uns sehr enttäuschte, war, dass wir in Lima nichts vom Karneval mitbekamen, wo wir doch genau an diesem Wochenende dort waren, an dem uns alle Bolivianer empfohlen hatten, zum „Carnaval de Oruro“ zu fahren, der der zweigrößte Karneval Lateinamerikas nach dem von Rio de Janeiro ist.

Rückreise nach Cochabamba

Um eine weitere 28-Stunden-Busfahrt zu vermeiden und noch ein bisschen was von Peru zu sehen, fuhren wir etappenweise.

Arequipa, Peru – Dienstag, den 12. Februar und Mittwoch, den 13. Februar 2013

Mittagessen in Arequipa, Peru mit Juan und Sonia.

Mittagessen in Arequipa, Peru mit Juan und Sonia.

Die nächste Station war Arequipa, wo wir, kurz nachdem wir angekommen waren, erst mal von Juan (aus Kolumbien) und Sonia (aus Peru), die wir auf der Reise kennengelernt hatten, zum Mittagessen eingeladen wurden. Das liebe ich an den Lateinamerikanern – sie geben einem immer das Gefühl, herzlich willkommen zu sein und dazuzugehören. Später ruhten wir uns aus und liefen noch ein bisschen durch die Stadt. Am nächsten Tag schauten wir uns dann das Stadtmuseum an und setzten uns dann auf die Plaza Principal, um zu picknicken, wobei uns alle ganz belustigt anschauten. Anscheinend setzen sich nicht viele Gringos einfach mitten auf die Plaza. Zurück im Hostal gab es einen Salsa-Tanzkurs, bei dem ich mitgemacht habe. Dass Tanzen hier so groß geschrieben wird, finde ich ganz toll. Nach einer leckeren Pizza suchten wir auch schon wieder unsere Sachen zusammen und machten uns zum Busbahnhof auf, um nach Puno zu fahren.

Puno, Peru – Donnerstag, den 14. Februar 2013

In Puno, Peru.

In Puno, Peru.

Wir kamen um 6 Uhr morgens in Puno an und fragten auch gleich danach, ob es sich lohnen würde, ein bisschen zu bleiben, um etwas vom Karneval mitzubekommen, doch da gingen die Meinungen weit auseinander. Wir entschieden uns also dazu, um 15 h nach La Paz weiterzufahren und unser Glück auf der verzweifelten Suche nach dem Karneval herauszufordern. Wir gingen also erst einmal auf dem Markt frühstücken, schauten uns die Kathedrale an und suchten dann den Karneval. Was wir vorfanden wurde unseren Erwartungen leider gar nicht gerecht – ein ganz kleiner Umzug mit Folklore-Tänzen, aber nicht so bunt und fröhlich, wie wir es aus Bolivien kannten. Enttäuscht packten wir unsere Sachen zusammen und fuhren weiter am Titicacasee entlang, um nach La Paz zu kommen. In Copacabana (nach dem Grenzübergang von Peru zu Bolivien) wurden wir gleich mal von ein paar Jung nass gespritzt, so wie es zur Karnevalszeit üblich ist. Und auch die laute Folklore-Musik und die Tänze hießen uns in Bolivien herzlich willkommen. Wir waren uns einig, dass allein schon das den Karneval in Puno getoppt hatte und freuten uns richtig, wieder in Bolivien zu sein. Wir redeten schon ganz aufgeregt darüber, was wir alles machen möchten, wenn wir wieder in Cochabamba / Independencia sind und worauf wir uns freuen, was ein sehr schönes gemeinsames Gefühl war.

Obwohl mir meine Zeit in Chile und Peru sehr gut gefallen hat, bin ich sehr froh, mein Jahr in Bolivien zu verbringen, da mir hier alles noch echter, froher und bunter vorkommt. Bolivien ist zwar in manchen Dingen nicht so weit entwickelt, hat aber dafür viele Traditionen und Lebensweisen erhalten, die andere Länder schon längst verloren haben und damit den Preis für Fortschritt bezahlt haben.

Spät abends kamen wir unendlich erschöpft in La Paz an und legten uns, nachdem wir ein Hotel gefunden hatten, sofort ins Bett.

La Paz, Bolivien – Freitag, den 15. Februar 2013

Wie ausgemacht trafen wir uns nochmal mit Philipp, der einen Freiwilligendienst in Titicachi (ca. 10 Stunden von La Paz entfernt) macht und der auch mit uns zusammen auf Zwischenseminar in Lima war. Wir gingen erst einmal auf den Hexenmarkt, wo ganz viel Kunsthandwerk, aber auch Coca-Artikel, Lama-Föten (die in Zeremonien geopfert werden) und alles, was das Touristenherz begehrt, verkauft wird. Dort gingen wir dann auch ins Coca-Museum, das mit der Regierung des ersten indigenen bolivianischen Präsidenten Evo Morales eingeführt wurde. Das Museum war sehr interessant, weil dort gezeigt wurde, dass Coca ein natürliches Heilmittel und keine Droge ist, das gegen ganz viele Dinge hilft, wie zum Beispiel Bauchschmerzen, Übelkeit und die Höhenkrankheit. Auch die Minenarbeiter kauten schon sehr früh Coca-Blätter, um die Hitze, die stickigee Luft und die Müdigkeit zu bekämpfen und ihre Arbeitskraft zu verlängern. Nach so viel Information hatten wir Hunger und gingen ganz lecker im Restaurant „Marrakech“ essen. Später fuhren wir dann nach El Alto, La Paz´ Vorstadt, auf den Markt und besuchten Maite, eine Frau, die mit Philipp zusammen in Titicachi arbeitet. Sie leitet dort ein Stickprojekt und zeigte uns den Laden in La Paz, in dem die Artikel verkauft werden. Kurz bevor wir dann wieder nach Cochabamba fuhren, gingen wir noch mit in das Haus, in dem Philipp wohnt, wenn er in La Paz ist. Es ist das Haus von Padre Max, einem deutschen Pfarrer, der schon seit ganz langer Zeit in Bolivien lebt und die Gemeinde in Titicachi aufgebaut hat. Er ermöglicht den Jugendlichen aus dem Dorf, in La Paz zu studieren oder eine Ausbildung zu machen und in diesem Haus zu wohnen, wenn sie im Gegenzug für ein Jahr als Freiwillige in seiner Gemeinde arbeiteten. Mich fasziniert es immer, wenn ich von Menschen höre, die ihr ganzes Leben in ein Projekt in Bolivien gesteckt haben. Ich bewundere sie für ihren Mut und ihre Hingabe. Deshalb freue ich mich auch schon darauf, Philipp im April in seinem Projekt zu besuchen.

Um 23 h fuhren wir mit einem der letzten Nachtbusse nach Cochabamba und kamen am nächsten Morgen gut an.

Cochabamba, Bolivien – 16. Februar 2013

Karneval in Cochabamba mit Sabrina (links) und Sarina (rechts)

Karneval in Cochabamba mit Sabrina (links) und Sarina (rechts)

Karneval in Cochabamba

Karneval in Cochabamba

Karneval in Cochabamba

Karneval in Cochabamba

Unsere Freude war sehr groß, als wir wieder in Cochabamba ankamen. Das Reisen war wirklich sehr schön und eine tolle Erfahrung, aber wir alle merkten, wie verbunden wir uns schon mit unseren Einsatzorten fühlen und dass sie uns schon zu einer weiteren Heimat wurden. Nach all der Suche nach dem Karneval ließen wir es uns natürlich nicht nehmen, in die Stadt zu fahren und dort den Karnevalsumzug anzuschauen, der von ca. 13 h bis 23 h ging und aus allen erdenklichen Folklore-Tänzen bestand. Uns war allerdings vorher nicht so ganz klar, dass es beim Karneval sehr nass zugeht. Die Tradition ist, dass die Frauen, die den Männern am besten gefallen, mit Wasser oder weißem Schaum vollgespritzt werden. Blöd nur, wenn man dann auch noch helle Haut und blonde oder braune Haare hat, was hier sehr vielen Männern gefällt. Da ich nicht ganz so nass werden wollte, habe ich ganz laut geschrien und bin durch die Menge gerannt, was alle Bolivianer sehr lustig fanden, aber immerhin kam ich trockener als meine beiden Freundinnen davon. Sehr lustig fand ich die Begegnung mit einem jungen Bolivianer, der zu uns sagte: „Sagt mir etwas auf Quechua, sonst mache ich euch nass!“ Und wir: „Amapalawaitschu!“ („Sprich nicht mich an!“) Er war schwer beeindruckt. Nicht ganz so lustig fand er es dann, als ich sagte, er solle uns etwas auf Deutsch sagen, da wir ihn sonst nass machen würden… Und so drehte ich den Spieß einmal um und machte ihn nass.

Quechua-Kenntnisse sind immer ganz hoch angesehen. Ein paar Wörter und Redewendungen kann ich, was sie Menschen immer sehr freut, doch leider habe ich es nicht geschafft, so viel Quechua zu lernen, als dass es für eine Konversation reicht, da hier in der Stadt nicht mehr so viel Quechua gesprochen wird wie auf dem Land und es schwierig ist, eine andere Sprache zu lernen, wenn man schon eine gemeinsame Sprache – Spanisch – spricht.

Nach ein paar Stunden nass gespritzt werden und Umzug anschauen fuhren wir dann wieder zu mir, um uns umzuziehen. Bevor wir dann abends nochmal in die Stadt fuhren, packte ich extra nochmal Wechselklamotten mit ein, doch zu meiner Enttäuschung – und Erleichterung – wurde dann gar nicht mehr gespritzt.

Babyshower – 2. März 2013

Eine bolivianische Tradition ist es auch, kurz vor der Geburt eines Kindes einen „Babyshower“, das heißt eine kleine Feier mit Freunden zu machen. Die Einladung nahm ich natürlich gerne an, da solche Feste immer eine super Gelegenheit sind, mehr in die Kultur einzutauchen. Die stolzen werdenden Eltern begrüßten uns und da ging das Programm auch schon los: Zuerst einmal sollten wir alle Luftballons aufblasen, so groß wir wollen, hieß es. Meiner wurde ziemlich groß, was ich später bereute – denn wir sollten sie uns nun unter die Kleider stecken, um den Schwangerschaftsbauch zu imitieren. Ich sah aus wie im zwölften Monat… Der Anblick der Gäste war sehr lustig, da nun alle plötzlich wie schwanger aussahen. Danach gab es ganz viele verschiedene Spiele, die alle mit dem Baby zu tun hatten, wie zum Beispiel, dass man mit Hilfe von Toilettenpapier den Bauchumfang der Schwangeren abschätzen sollte und auf jedes Blatt einen Tipp oder etwas, was man an der werdenden Mama mag, schreiben sollte. Ich fand diesen Nachmittag sehr schön und lustig und möchte, wenn es bei mir dann so weit ist, auch einen Babyshower machen. Aber das hat ja noch Zeit – wobei ich hier viele damit schocke, wenn ich sage, dass ich noch ca. 10 Jahre warten möchte, bevor ich Kinder bekomme. Das Thema heiraten und Kinder kriegen ist hier viel präsenter als in Deutschland.

Babyshower

Babyshower

Babyshower

Babyshower

Ich finde es sehr schade, dass ich nun, wo schon die Hälfte meines Einsatzes vorbei ist, das Gefühl habe, dass mir vielleicht die Zeit gar nicht mehr reicht, um alles das, was ich mir vornehme, zu machen. Am Anfang hatte ich immer das Gefühl, dass ich ja noch sehr viel Zeit habe und es war alles ganz neu und aufregend für mich, doch jetzt fühle ich mich hier schon so wohl und integriert, dass es mir komisch vorkommt, dass ich im August schon wieder nach Deutschland fliege. Natürlich gibt es dort viele Menschen und Dinge, auf die ich mich freue, doch es ist gar nicht so einfach, das gedanklich und emotional alles unter einen Hut zu bekommen.

Ich verabschiede mich mit herzlichen Grüßen aus Cochabamba,

Corinna

P.S.: Ich freue mich sehr über Reaktionen auf meinen Bericht. Kontakt: corinna_wil@yahoo.de[:es]Mittlerweile ist Halbzeit meines Weltfreiwilligendienstes in Cochabamba, Bolivien, obwohl ich es wirklich nicht glauben kann, dass die Zeit hier so schnell vergeht. Ich habe mich noch besser eingelebt und Dinge, die ich am Anfang nicht verstanden habe oder die mir fremd vorkamen, sind nun schon fester Bestandteil meines bolivianischen Alltags.
Bisher habe ich ausschließlich in der Kinderkrippe, in der Hausaufgabenbetreuung und mit den Senioren gearbeitet. In den Sommerferien (Dezember und Januar) hatte ich Zeit für Dinge, die schon länger mal nötig waren, wie zum Beispiel das Inventar der Bibliothek, aber auch Unterstützung im Pfarrbüro, die Kleiderspendeaktion und Weihnachtsvorbereitungen. Was mir sehr gefallen hat, war, dass ich Zeit zum kreativ sein hatte: So bot ich eine Woche lang jeden Nachmittag Weihnachtsbasteln für die Kinder der Nachbarschaft an und malte ein Andenken in der Kinderkrippe.
Außer der regulären Arbeit fallen weitere Aufgaben an, so schreibe ich – so oft es geht – Artikel für meinen Blog und in jedem Quartal einen Bericht für „Weingarten im Blick“, um die Menschen zu Hause an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen und die Partnerschaft zu fördern. Auch die Organisation vom Partnerschaftssonntag im Oktober und die Vorbereitung eines Jugendtreffs im Dezember waren Aufgaben, die außerhalb der Arbeit anfielen.
Meine Motivation für meinen Freiwilligendienst ist das Gefühl, gebraucht zu werden und die Herzlichkeit der Bolivianer. Auch wenn es in der Kinderkrippe zum Beispiel manchmal nicht einfach ist, weil ich durch mangelnde Erfahrung das Problem habe, dass die Kinder mir nicht folgen, freue ich mich doch jeden Morgen wieder, in die strahlenden, mit Frühstück verschmierten Gesichter zu schauen und ein „¡Hola Goschina!“ oder „¡Hola Colina!“ („Hallo Corinna!“) zu hören. Probleme damit, dass die Leute meinen Namen nicht verstehen, habe ich immer wieder, da ich es leider immer noch nicht gelernt habe, das „r“ zu rollen… Aber in manchen Wörtern gelingt es mir mit einem Trick, diese Schwäche zu verbergen: Viele Bolivianer sagen zum Beispiel anstatt „perro“ (Hund) „pescho“.
Ich merke auch immer wieder, wie ich für meine Kolleginnen aus der Kinderkrippe wie ein „Joker“ bin, so hat es Eli neulich formuliert, da ich einfach da bin, wenn sie mich brauchen, zum Beispiel wenn Tania, die Leiterin, ein neues Kind einschreibt und ich dann auf ihre Gruppe aufpasse.
Ein super Ausgleich zur Arbeit in der Gemeinde und auch eine Ablenkung, wenn mal nicht alles so gut läuft, ist für mich das Tanztraining, zu dem ich drei Mal in der Woche gehe und wo ich weiterhin bolivianische Folklore-Tänze lerne. Mir tut es gut, beim Training einfach mal den Kopf auszuschalten und mit anderen Jugendlichen in Kontakt zu kommen.
Manchmal befürchte ich, dass ich nicht allen Erwartungen gerecht werden kann, da ich in meinem Projekt die erste „weltwärts“-Freiwillige bin und das Freiwilligen-Profil nicht klar genug definiert war. In Südamerika versteht man unter dem Begriff „Freiwilliger“ etwas ganz anderes als in Deutschland, so hatte ich manchmal das Gefühl, dass ich am besten immer bei allen Gemeinde-Veranstaltungen dabei sein sollte und dass ich wenig Verständnis dafür bekam, wenn ich auch außerhalb der Gemeinde Aktivitäten nachgehe. Doch mittlerweile konnten wir einen Kompromiss finden, der darin besteht, dass ich weiterhin in der Kinderkrippe und mit den Seniorinnen arbeite, mit den Kindern der Stickfrauen Aktivitäten organisiere und eine Ministranten-Gruppenstunde am Samstagnachmittag gründen werde. Außerdem werde ich die Karwoche dokumentieren und die Partnerschaft weiter ausbauen, in dem ich verschiedene Gruppierungen besuche und sie dann vorstelle. Wir möchten auch in Cochabamba einen Partnerschaftskreis einführen.
Die größte Herausforderung bisher war es, dass ich keine Ausbildung in bestimmten Bereichen habe und die Erziehungsmethoden in Bolivien sehr anders sind als in Deutschland. Andererseits sehe ich dieses Jahr als eine große Chance, um viele Dinge zu lernen – Tania, meine Chefin in der Kinderkrippe, sagte mir schon, dass ich hier alles lerne, um später eine gute Mama zu sein.
Eine weitere Herausforderung ist für mich die Rolle der Weißen, die viele damit verbinden, dass man viel Geld hat, so dass oft die Frage danach kommt, ob ich Geld verleihen könnte. Das finde ich sehr unangenehm, da ich möchte, dass die Menschen mich für meinen Charakter und die Freundschaft schätzen, ich dann aber immer das Gefühl habe, dass das Geld zwischen einem steht. Ich erkläre dann aber fast immer, dass ich Freiwillige bin, mit Organisationen und einem staatlichen Programm gekommen bin, wodurch mein Flug bezahlt wurde und dass ich eben kein europäisches Gehalt habe, wie vielleicht manche denken.
Doch natürlich stellt mir dieses Jahr nicht nur Herausforderungen, sondern es gibt auch viele schöne Dinge, die ich hier erlebe. In den letzen drei Monaten gab es einige Erlebnisse, die mich besonders gefreut haben. Dazu gehörten neben Weihnachten, das ich in zwei verschiedenen bolivianischen Familien gefeiert hatte, und Sylvester in Independencia vor allem meine weiteren Reisen, die mir Südamerika von ganz vielen verschiedenen Facetten gezeigt haben.
Wochenend-Trip nach La Paz
Anfang Januar bin ich für ein Wochenende nach La Paz gefahren, um die Familie einer Freundin zu besuchen. Als ich ankam, haben sie mich ganz herzlich aufgenommen und wir haben erst mal zusammen gefrühstückt. Sie wohnen in einer der ärmeren Gegenden von La Paz und entschuldigten sich bei mir, dass sie in so einfachen Verhältnissen wohnen. Das fand ich unglaublich, da sind die Bolivianer so gastfreundlich und versuchen alles, es dem Besuch so angenehm wie möglich zu machen und meinen dann, sie müssten sich für ihre Lebenssituation entschuldigen. Ich habe ihnen dann erklärt, dass ich tausend Mal lieber bei ihnen bin als in einem Touristen-Hotel, weil ich so einen Einblick ins echte bolivianische Leben bekomme. Da haben sie sich sehr gefreut.
Später machten wir uns fertig und gingen auf den Markt, um Zutaten für das Restaurant der Familie zu kaufen. Ich liebe bolivianische Märkte, die sind immer so schön bunt, es wuselt überall und man hört immer wieder Aymara (in La Paz) oder Quechua (in Cochabamba). Und es gibt ganze Stände, die nur Kartoffeln anbieten, dafür aber eine riesige Vielfalt. Nachdem wir alles beisammen hatten, machten wir uns auf ins Restaurant. Normalerweise sagt man immer, dass es in La Paz total kalt ist, aber da hatte ich wohl besonders Glück, da es an diesem Samstag sehr schön warm war.
Was mich an bolivianischen Familien immer total beeindruck, ist, dass alle zusammenarbeiten und sich gegenseitig helfen. Und so wurde auch ich gleich in die Familie integriert und fing an, Kartoffeln zu schälen und Tomaten für die „yachua“ (die scharfe Soße) zu schneiden. Neben dem Essen für den Verkauf haben wir auch gleich unser Mittagessen, den „plato paceño“ (typisches Gericht aus La Paz) zubereitet. Er besteht aus Kartoffeln, Mais, Bohnen, Fleisch, gegrilltem Käse und natürlich kann ihn jeder je nach Geschmack mit „yachua“ essen. Beim Essen wurde dann mehrmals betont, dass ich ja schon Teil der Familie wäre, das war ein total schönes Gefühl. Und später stellte die Schwester meiner Freundin mich allen als ihre deutsche Cousine vor.
Am Sonntag machten wir uns dann nach Tiwanaku auf, das ist eine vorkolonialistische Stätte, die ca. 1,5 Stunden von La Paz Richtung Titicacasee liegt, wo ganz viele riesige Steinfiguren und auch das berühmte Sonnentor steht. Für mich war es sehr beeindruckend, zu sehen, wie die Menschen damals ohne Maschinen solch enorme Steine aufeinander stapeln konnten. Nach dem Mittagessen fuhren wir wieder zurück nach La Paz, wo wir noch durch das Stadtzentrum und an den wichtigsten Stellen vorbei liefen, bevor es wieder in die Pension ging, wo ich mich auch schon wieder verabschieden musste. Zum Abschied bekam ich ein Gemälde und eine DVD vom „Gran Poder“, dem Folklore-Fest in La Paz, geschenkt. Was ich an den Bolivianern total mag, ist, dass sie einen sehr schnell ins Herz schließen und es einem leicht machen, sich wohl zu fühlen.
So ein Wochenende vergeht wie im Flug, aber da La Paz nur ca. 7 Stunden von Cochabamba entfernt ist und man gut über Nacht fahren kann, möchte ich auf jeden Fall nochmal ein – dieses Mal langes – Wochenende dort verbringen um verschiedene Stiftungen zu besuchen und mir die Deutsche Schule anzuschauen, die mich sehr interessiert, weil ich Französisch, Spanisch und Deutsch als Fremdsprache auf Lehramt studieren möchte und mir gut vorstellen könnte, später mal an einer Deutschen Schule im Ausland zu unterrichten.
Urlaub in Chile
Von Mitte bis Ende Januar flog ich nach Chile, um meine Austauschschülerin Francisca zu besuchen. Sie hatte vor einem Jahr für zehn Wochen bei uns in Weingarten gewohnt und da ich nun schon mal in Südamerika war, machte ich einen Abstecher bei ihr. Sie holte mich gemeinsam mit ihrem Vater am Flughafen in Santiago ab und von dort aus fuhren wir ins Stadtzentrum, um etwas essen zu gehen. Chile und Bolivien sind ganz unterschiedliche Welten und ich hatte mit einem Schlag das Gefühl, wieder in Europa oder in den USA zu sein. An den ersten Tagen blieben wir in Santiago bei Franciscas Tante Ana und schauten uns die Stadt an. Dabei besuchten wir auch die Fundación Cristo Vive, deren Freiwillige ich aus Cochabamba kenne.
Was mich wirklich erstaunt hat, ist, dass in ganz Chile enorme Studiengebühren erhoben werden. Und auch Bücher sind sehr teuer. Das Resultat ist, dass Studenten, die nicht aus reichen Familien kommen, Kredite aufnehmen und dann so sehr verschuldet sind, dass sie erst mal nicht einmal an Dinge wie Hochzeit oder sich ein Haus zu kaufen denken könnten. Das hat mir sehr zu denken gegeben. Ich fragte, warum dieses System nicht geändert wird, worauf ich die Antwort bekam, dass die Politiker selbst Anteile an den Universitäten haben und somit kein Interesse daran haben, ihre Einnahmequelle zu reduzieren.
Allgemein ist Chile ein sehr teures Land und ich frage mich, wie die „weltwärts“-Freiwilligen, die wie wir in Bolivien auch 100 € Taschengeld (zusätzlich zu Wohnung und Verpflegung) bekommen, mit diesem Geld leben können. In Bolivien sind 100 € sehr viel Geld (fast der Monatslohn meiner Kolleginnen aus der Kinderkrippe), aber in Chile kommt man damit nicht weit.
Nach drei Tagen in Santiago sind wir dann mit dem Nachtbus nach Valdivia (ca. 10 Stunden Richtung Süden) zu Francisca nach Hause gefahren, wo sie mir ihre Heimat gezeigt hat. Wir sind auch an den Strand gegangen, wobei das Wasser leider ziemlich kalt war, aber es war schön, das Meer mal wieder zu sehen. Wir haben uns fast jeden Tag mit Franciscas Freunden und Alex, einer deutschen Austauschschülerin, getroffen und haben auch ein Mal einen Ausflug zu einer Therme gemacht. Ein persönliches Highlight für mich war auch eine Bootsfahrt in Valdivia. Die Zeit in Valdivia verging auch wieder wahnsinnig schnell und als es dem Abschied näher ging, beschlossen Franciscas Freunde, dass sie mich alle am Busbahnhof verabschieden wollten. Sie schenkten mir Fotos und eine CD mit chilenischer Folklore. Die chilenische Gastfreundschaft machte mir den Abschied nicht leichter.
Also fuhr ich alleine wieder nach Santiago, um nochmal einen Tag bei Ana zu verbringen, wobei ich mir das Museum der schönen Künste anschaute, bevor ich am nächsten Tag wieder ganz früh nach La Paz geflogen bin. Aus Chile nahm ich ganz viele herzliche Begegnungen mit und den Wunsch, dort noch ein Mal hinzureisen.
Zwischenseminar in Lima, Peru
Direkt nachdem ich von Santiago de Chile wieder nach La Paz geflogen bin, kaufte ich mir für den nächsten Tag ein Ticket nach Lima. Nach 28 Stunden Busfahrt bin ich dann in Lima angekommen. Hier wird man wirklich reiseresistent, wenn ich da z.B. an eine Reise von Weingarten nach Rom denke, die 15 Stunden dauerte und die mir wie eine Ewigkeit vorkam. Aber hier sind die Distanzen eben auch viel größer. In Lima angekommen, fuhr ich ins Kloster der Bamberger Franziskaner-Schwestern in La Victoria, wo ich Alexandra vom BDKJ Bamberg, Schwester Christina und die anderen Freiwilligen wiedersah, was mich sehr gefreut hat. Wir verbrachten eine Nacht in La Victoria, gingen gemeinsam an den Strand von Barranco und fuhren dann nach Cineguilla, einem anderen Stadtteil von Lima, wo wir in einem wunderschönen Tagungshaus unser 5-tägiges Seminar begonnen. Es war sehr interessant, uns untereinander auszutauschen und Geschichten aus Peru, Kolumbien und Bolivien zu hören. Da gab es sehr schöne Gespräche, aber wir hatten auch Raum, um Probleme gemeinsam zu besprechen, was ich wirklich toll fand. Die gemeinsame Erfahrung im Ausland hat uns alle noch mehr zusammengeweißt und so blieben wir fast alle auch noch zwei Tage länger in Lima, bevor ich mit Sarina und Sabrina wieder zurück nach Cochabamba reiste. Was uns sehr enttäuschte, war, dass wir in Lima nichts vom Karneval mitbekamen, wo wir doch genau an diesem Wochenende dort waren, an dem uns alle Bolivianer empfohlen hatten, zum „Carnaval de Oruro“ zu fahren, der der zweigrößte Karneval Lateinamerikas nach dem von Rio de Janeiro ist.
Rückreise nach Cochabamba
Um eine weitere 28-Stunden-Busfahrt zu vermeiden und noch ein bisschen was von Peru zu sehen, fuhren wir etappenweise.
Arequipa, Peru – Dienstag, den 12. Februar und Mittwoch, den 13. Februar 2013
Die nächste Station war Arequipa, wo wir, kurz nachdem wir angekommen waren, erst mal von Juan (aus Kolumbien) und Sonia (aus Peru), die wir auf der Reise kennengelernt hatten, zum Mittagessen eingeladen wurden. Das liebe ich an den Lateinamerikanern – sie geben einem immer das Gefühl, herzlich willkommen zu sein und dazuzugehören. Später ruhten wir uns aus und liefen noch ein bisschen durch die Stadt. Am nächsten Tag schauten wir uns dann das Stadtmuseum an und setzten uns dann auf die Plaza Principal, um zu picknicken, wobei uns alle ganz belustigt anschauten. Anscheinend setzen sich nicht viele Gringos einfach mitten auf die Plaza. Zurück im Hostal gab es einen Salsa-Tanzkurs, bei dem ich mitgemacht habe. Dass Tanzen hier so groß geschrieben wird, finde ich ganz toll. Nach einer leckeren Pizza suchten wir auch schon wieder unsere Sachen zusammen und machten uns zum Busbahnhof auf, um nach Puno zu fahren.
Puno, Peru – Donnerstag, den 14. Februar 2013
Wir kamen um 6 Uhr morgens in Puno an und fragten auch gleich danach, ob es sich lohnen würde, ein bisschen zu bleiben, um etwas vom Karneval mitzubekommen, doch da gingen die Meinungen weit auseinander. Wir entschieden uns also dazu, um 15 h nach La Paz weiterzufahren und unser Glück auf der verzweifelten Suche nach dem Karneval herauszufordern. Wir gingen also erst einmal auf dem Markt frühstücken, schauten uns die Kathedrale an und suchten dann den Karneval. Was wir vorfanden wurde unseren Erwartungen leider gar nicht gerecht – ein ganz kleiner Umzug mit Folklore-Tänzen, aber nicht so bunt und fröhlich, wie wir es aus Bolivien kannten. Enttäuscht packten wir unsere Sachen zusammen und fuhren weiter am Titicacasee entlang, um nach La Paz zu kommen. In Copacabana (nach dem Grenzübergang von Peru zu Bolivien) wurden wir gleich mal von ein paar Jung nass gespritzt, so wie es zur Karnevalszeit üblich ist. Und auch die laute Folklore-Musik und die Tänze hießen uns in Bolivien herzlich willkommen. Wir waren uns einig, dass allein schon das den Karneval in Puno getoppt hatte und freuten uns richtig, wieder in Bolivien zu sein. Wir redeten schon ganz aufgeregt darüber, was wir alles machen möchten, wenn wir wieder in Cochabamba / Independencia sind und worauf wir uns freuen, was ein sehr schönes gemeinsames Gefühl war.
Obwohl mir meine Zeit in Chile und Peru sehr gut gefallen hat, bin ich sehr froh, mein Jahr in Bolivien zu verbringen, da mir hier alles noch echter, froher und bunter vorkommt. Bolivien ist zwar in manchen Dingen nicht so weit entwickelt, hat aber dafür viele Traditionen und Lebensweisen erhalten, die andere Länder schon längst verloren haben und damit den Preis für Fortschritt bezahlt haben.
Spät abends kamen wir unendlich erschöpft in La Paz an und legten uns, nachdem wir ein Hotel gefunden hatten, sofort ins Bett.
La Paz, Bolivien – Freitag, den 15. Februar 2013
Wie ausgemacht trafen wir uns nochmal mit Philipp, der einen Freiwilligendienst in Titicachi (ca. 10 Stunden von La Paz entfernt) macht und der auch mit uns zusammen auf Zwischenseminar in Lima war. Wir gingen erst einmal auf den Hexenmarkt, wo ganz viel Kunsthandwerk, aber auch Coca-Artikel, Lama-Föten (die in Zeremonien geopfert werden) und alles, was das Touristenherz begehrt, verkauft wird. Dort gingen wir dann auch ins Coca-Museum, das mit der Regierung des ersten indigenen bolivianischen Präsidenten Evo Morales eingeführt wurde. Das Museum war sehr interessant, weil dort gezeigt wurde, dass Coca ein natürliches Heilmittel und keine Droge ist, das gegen ganz viele Dinge hilft, wie zum Beispiel Bauchschmerzen, Übelkeit und die Höhenkrankheit. Auch die Minenarbeiter kauten schon sehr früh Coca-Blätter, um die Hitze, die stickigee Luft und die Müdigkeit zu bekämpfen und ihre Arbeitskraft zu verlängern. Nach so viel Information hatten wir Hunger und gingen ganz lecker im Restaurant „Marrakech“ essen. Später fuhren wir dann nach El Alto, La Paz´ Vorstadt, auf den Markt und besuchten Maite, eine Frau, die mit Philipp zusammen in Titicachi arbeitet. Sie leitet dort ein Stickprojekt und zeigte uns den Laden in La Paz, in dem die Artikel verkauft werden. Kurz bevor wir dann wieder nach Cochabamba fuhren, gingen wir noch mit in das Haus, in dem Philipp wohnt, wenn er in La Paz ist. Es ist das Haus von Padre Max, einem deutschen Pfarrer, der schon seit ganz langer Zeit in Bolivien lebt und die Gemeinde in Titicachi aufgebaut hat. Er ermöglicht den Jugendlichen aus dem Dorf, in La Paz zu studieren oder eine Ausbildung zu machen und in diesem Haus zu wohnen, wenn sie im Gegenzug für ein Jahr als Freiwillige in seiner Gemeinde arbeiteten. Mich fasziniert es immer, wenn ich von Menschen höre, die ihr ganzes Leben in ein Projekt in Bolivien gesteckt haben. Ich bewundere sie für ihren Mut und ihre Hingabe. Deshalb freue ich mich auch schon darauf, Philipp im April in seinem Projekt zu besuchen.
Um 23 h fuhren wir mit einem der letzten Nachtbusse nach Cochabamba und kamen am nächsten Morgen gut an.
Cochabamba, Bolivien – 16. Februar 2013
Unsere Freude war sehr groß, als wir wieder in Cochabamba ankamen. Das Reisen war wirklich sehr schön und eine tolle Erfahrung, aber wir alle merkten, wie verbunden wir uns schon mit unseren Einsatzorten fühlen und dass sie uns schon zu einer weiteren Heimat wurden. Nach all der Suche nach dem Karneval ließen wir es uns natürlich nicht nehmen, in die Stadt zu fahren und dort den Karnevalsumzug anzuschauen, der von ca. 13 h bis 23 h ging und aus allen erdenklichen Folklore-Tänzen bestand. Uns war allerdings vorher nicht so ganz klar, dass es beim Karneval sehr nass zugeht. Die Tradition ist, dass die Frauen, die den Männern am besten gefallen, mit Wasser oder weißem Schaum vollgespritzt werden. Blöd nur, wenn man dann auch noch helle Haut und blonde oder braune Haare hat, was hier sehr vielen Männern gefällt. Da ich nicht ganz so nass werden wollte, habe ich ganz laut geschrien und bin durch die Menge gerannt, was alle Bolivianer sehr lustig fanden, aber immerhin kam ich trockener als meine beiden Freundinnen davon. Sehr lustig fand ich die Begegnung mit einem jungen Bolivianer, der zu uns sagte: „Sagt mir etwas auf Quechua, sonst mache ich euch nass!“ Und wir: „Amapalawaitschu!“ („Sprich nicht mich an!“) Er war schwer beeindruckt. Nicht ganz so lustig fand er es dann, als ich sagte, er solle uns etwas auf Deutsch sagen, da wir ihn sonst nass machen würden… Und so drehte ich den Spieß einmal um und machte ihn nass.
Quechua-Kenntnisse sind immer ganz hoch angesehen. Ein paar Wörter und Redewendungen kann ich, was sie Menschen immer sehr freut, doch leider habe ich es nicht geschafft, so viel Quechua zu lernen, als dass es für eine Konversation reicht, da hier in der Stadt nicht mehr so viel Quechua gesprochen wird wie auf dem Land und es schwierig ist, eine andere Sprache zu lernen, wenn man schon eine gemeinsame Sprache – Spanisch – spricht.
Nach ein paar Stunden nass gespritzt werden und Umzug anschauen fuhren wir dann wieder zu mir, um uns umzuziehen. Bevor wir dann abends nochmal in die Stadt fuhren, packte ich extra nochmal Wechselklamotten mit ein, doch zu meiner Enttäuschung – und Erleichterung – wurde dann gar nicht mehr gespritzt.
Babyshower – 2. März 2013
Eine bolivianische Tradition ist es auch, kurz vor der Geburt eines Kindes einen „Babyshower“, das heißt eine kleine Feier mit Freunden zu machen. Die Einladung nahm ich natürlich gerne an, da solche Feste immer eine super Gelegenheit sind, mehr in die Kultur einzutauchen. Die stolzen werdenden Eltern begrüßten uns und da ging das Programm auch schon los: Zuerst einmal sollten wir alle Luftballons aufblasen, so groß wir wollen, hieß es. Meiner wurde ziemlich groß, was ich später bereute – denn wir sollten sie uns nun unter die Kleider stecken, um den Schwangerschaftsbauch zu imitieren. Ich sah aus wie im zwölften Monat… Der Anblick der Gäste war sehr lustig, da nun alle plötzlich wie schwanger aussahen. Danach gab es ganz viele verschiedene Spiele, die alle mit dem Baby zu tun hatten, wie zum Beispiel, dass man mit Hilfe von Toilettenpapier den Bauchumfang der Schwangeren abschätzen sollte und auf jedes Blatt einen Tipp oder etwas, was man an der werdenden Mama mag, schreiben sollte. Ich fand diesen Nachmittag sehr schön und lustig und möchte, wenn es bei mir dann so weit ist, auch einen Babyshower machen. Aber das hat ja noch Zeit – wobei ich hier viele damit schocke, wenn ich sage, dass ich noch ca. 10 Jahre warten möchte, bevor ich Kinder bekomme. Das Thema heiraten und Kinder kriegen ist hier viel präsenter als in Deutschland.
Ich finde es sehr schade, dass ich nun, wo schon die Hälfte meines Einsatzes vorbei ist, das Gefühl habe, dass mir vielleicht die Zeit gar nicht mehr reicht, um alles das, was ich mir vornehme, zu machen. Am Anfang hatte ich immer das Gefühl, dass ich ja noch sehr viel Zeit habe und es war alles ganz neu und aufregend für mich, doch jetzt fühle ich mich hier schon so wohl und integriert, dass es mir komisch vorkommt, dass ich im August schon wieder nach Deutschland fliege. Natürlich gibt es dort viele Menschen und Dinge, auf die ich mich freue, doch es ist gar nicht so einfach, das gedanklich und emotional alles unter einen Hut zu bekommen.
Ich verabschiede mich mit herzlichen Grüßen aus Cochabamba,
Corinna
P.S.: Ich freue mich sehr über Reaktionen auf meinen Bericht. Kontakt: corinna_wil@yahoo.de[:fr]Mittlerweile ist Halbzeit meines Weltfreiwilligendienstes in Cochabamba, Bolivien, obwohl ich es wirklich nicht glauben kann, dass die Zeit hier so schnell vergeht. Ich habe mich noch besser eingelebt und Dinge, die ich am Anfang nicht verstanden habe oder die mir fremd vorkamen, sind nun schon fester Bestandteil meines bolivianischen Alltags.
Bisher habe ich ausschließlich in der Kinderkrippe, in der Hausaufgabenbetreuung und mit den Senioren gearbeitet. In den Sommerferien (Dezember und Januar) hatte ich Zeit für Dinge, die schon länger mal nötig waren, wie zum Beispiel das Inventar der Bibliothek, aber auch Unterstützung im Pfarrbüro, die Kleiderspendeaktion und Weihnachtsvorbereitungen. Was mir sehr gefallen hat, war, dass ich Zeit zum kreativ sein hatte: So bot ich eine Woche lang jeden Nachmittag Weihnachtsbasteln für die Kinder der Nachbarschaft an und malte ein Andenken in der Kinderkrippe.
Außer der regulären Arbeit fallen weitere Aufgaben an, so schreibe ich – so oft es geht – Artikel für meinen Blog und in jedem Quartal einen Bericht für „Weingarten im Blick“, um die Menschen zu Hause an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen und die Partnerschaft zu fördern. Auch die Organisation vom Partnerschaftssonntag im Oktober und die Vorbereitung eines Jugendtreffs im Dezember waren Aufgaben, die außerhalb der Arbeit anfielen.
Meine Motivation für meinen Freiwilligendienst ist das Gefühl, gebraucht zu werden und die Herzlichkeit der Bolivianer. Auch wenn es in der Kinderkrippe zum Beispiel manchmal nicht einfach ist, weil ich durch mangelnde Erfahrung das Problem habe, dass die Kinder mir nicht folgen, freue ich mich doch jeden Morgen wieder, in die strahlenden, mit Frühstück verschmierten Gesichter zu schauen und ein „¡Hola Goschina!“ oder „¡Hola Colina!“ („Hallo Corinna!“) zu hören. Probleme damit, dass die Leute meinen Namen nicht verstehen, habe ich immer wieder, da ich es leider immer noch nicht gelernt habe, das „r“ zu rollen… Aber in manchen Wörtern gelingt es mir mit einem Trick, diese Schwäche zu verbergen: Viele Bolivianer sagen zum Beispiel anstatt „perro“ (Hund) „pescho“.
Ich merke auch immer wieder, wie ich für meine Kolleginnen aus der Kinderkrippe wie ein „Joker“ bin, so hat es Eli neulich formuliert, da ich einfach da bin, wenn sie mich brauchen, zum Beispiel wenn Tania, die Leiterin, ein neues Kind einschreibt und ich dann auf ihre Gruppe aufpasse.
Ein super Ausgleich zur Arbeit in der Gemeinde und auch eine Ablenkung, wenn mal nicht alles so gut läuft, ist für mich das Tanztraining, zu dem ich drei Mal in der Woche gehe und wo ich weiterhin bolivianische Folklore-Tänze lerne. Mir tut es gut, beim Training einfach mal den Kopf auszuschalten und mit anderen Jugendlichen in Kontakt zu kommen.
Manchmal befürchte ich, dass ich nicht allen Erwartungen gerecht werden kann, da ich in meinem Projekt die erste „weltwärts“-Freiwillige bin und das Freiwilligen-Profil nicht klar genug definiert war. In Südamerika versteht man unter dem Begriff „Freiwilliger“ etwas ganz anderes als in Deutschland, so hatte ich manchmal das Gefühl, dass ich am besten immer bei allen Gemeinde-Veranstaltungen dabei sein sollte und dass ich wenig Verständnis dafür bekam, wenn ich auch außerhalb der Gemeinde Aktivitäten nachgehe. Doch mittlerweile konnten wir einen Kompromiss finden, der darin besteht, dass ich weiterhin in der Kinderkrippe und mit den Seniorinnen arbeite, mit den Kindern der Stickfrauen Aktivitäten organisiere und eine Ministranten-Gruppenstunde am Samstagnachmittag gründen werde. Außerdem werde ich die Karwoche dokumentieren und die Partnerschaft weiter ausbauen, in dem ich verschiedene Gruppierungen besuche und sie dann vorstelle. Wir möchten auch in Cochabamba einen Partnerschaftskreis einführen.
Die größte Herausforderung bisher war es, dass ich keine Ausbildung in bestimmten Bereichen habe und die Erziehungsmethoden in Bolivien sehr anders sind als in Deutschland. Andererseits sehe ich dieses Jahr als eine große Chance, um viele Dinge zu lernen – Tania, meine Chefin in der Kinderkrippe, sagte mir schon, dass ich hier alles lerne, um später eine gute Mama zu sein.
Eine weitere Herausforderung ist für mich die Rolle der Weißen, die viele damit verbinden, dass man viel Geld hat, so dass oft die Frage danach kommt, ob ich Geld verleihen könnte. Das finde ich sehr unangenehm, da ich möchte, dass die Menschen mich für meinen Charakter und die Freundschaft schätzen, ich dann aber immer das Gefühl habe, dass das Geld zwischen einem steht. Ich erkläre dann aber fast immer, dass ich Freiwillige bin, mit Organisationen und einem staatlichen Programm gekommen bin, wodurch mein Flug bezahlt wurde und dass ich eben kein europäisches Gehalt habe, wie vielleicht manche denken.
Doch natürlich stellt mir dieses Jahr nicht nur Herausforderungen, sondern es gibt auch viele schöne Dinge, die ich hier erlebe. In den letzen drei Monaten gab es einige Erlebnisse, die mich besonders gefreut haben. Dazu gehörten neben Weihnachten, das ich in zwei verschiedenen bolivianischen Familien gefeiert hatte, und Sylvester in Independencia vor allem meine weiteren Reisen, die mir Südamerika von ganz vielen verschiedenen Facetten gezeigt haben.
Wochenend-Trip nach La Paz
Anfang Januar bin ich für ein Wochenende nach La Paz gefahren, um die Familie einer Freundin zu besuchen. Als ich ankam, haben sie mich ganz herzlich aufgenommen und wir haben erst mal zusammen gefrühstückt. Sie wohnen in einer der ärmeren Gegenden von La Paz und entschuldigten sich bei mir, dass sie in so einfachen Verhältnissen wohnen. Das fand ich unglaublich, da sind die Bolivianer so gastfreundlich und versuchen alles, es dem Besuch so angenehm wie möglich zu machen und meinen dann, sie müssten sich für ihre Lebenssituation entschuldigen. Ich habe ihnen dann erklärt, dass ich tausend Mal lieber bei ihnen bin als in einem Touristen-Hotel, weil ich so einen Einblick ins echte bolivianische Leben bekomme. Da haben sie sich sehr gefreut.
Später machten wir uns fertig und gingen auf den Markt, um Zutaten für das Restaurant der Familie zu kaufen. Ich liebe bolivianische Märkte, die sind immer so schön bunt, es wuselt überall und man hört immer wieder Aymara (in La Paz) oder Quechua (in Cochabamba). Und es gibt ganze Stände, die nur Kartoffeln anbieten, dafür aber eine riesige Vielfalt. Nachdem wir alles beisammen hatten, machten wir uns auf ins Restaurant. Normalerweise sagt man immer, dass es in La Paz total kalt ist, aber da hatte ich wohl besonders Glück, da es an diesem Samstag sehr schön warm war.
Was mich an bolivianischen Familien immer total beeindruck, ist, dass alle zusammenarbeiten und sich gegenseitig helfen. Und so wurde auch ich gleich in die Familie integriert und fing an, Kartoffeln zu schälen und Tomaten für die „yachua“ (die scharfe Soße) zu schneiden. Neben dem Essen für den Verkauf haben wir auch gleich unser Mittagessen, den „plato paceño“ (typisches Gericht aus La Paz) zubereitet. Er besteht aus Kartoffeln, Mais, Bohnen, Fleisch, gegrilltem Käse und natürlich kann ihn jeder je nach Geschmack mit „yachua“ essen. Beim Essen wurde dann mehrmals betont, dass ich ja schon Teil der Familie wäre, das war ein total schönes Gefühl. Und später stellte die Schwester meiner Freundin mich allen als ihre deutsche Cousine vor.
Am Sonntag machten wir uns dann nach Tiwanaku auf, das ist eine vorkolonialistische Stätte, die ca. 1,5 Stunden von La Paz Richtung Titicacasee liegt, wo ganz viele riesige Steinfiguren und auch das berühmte Sonnentor steht. Für mich war es sehr beeindruckend, zu sehen, wie die Menschen damals ohne Maschinen solch enorme Steine aufeinander stapeln konnten. Nach dem Mittagessen fuhren wir wieder zurück nach La Paz, wo wir noch durch das Stadtzentrum und an den wichtigsten Stellen vorbei liefen, bevor es wieder in die Pension ging, wo ich mich auch schon wieder verabschieden musste. Zum Abschied bekam ich ein Gemälde und eine DVD vom „Gran Poder“, dem Folklore-Fest in La Paz, geschenkt. Was ich an den Bolivianern total mag, ist, dass sie einen sehr schnell ins Herz schließen und es einem leicht machen, sich wohl zu fühlen.
So ein Wochenende vergeht wie im Flug, aber da La Paz nur ca. 7 Stunden von Cochabamba entfernt ist und man gut über Nacht fahren kann, möchte ich auf jeden Fall nochmal ein – dieses Mal langes – Wochenende dort verbringen um verschiedene Stiftungen zu besuchen und mir die Deutsche Schule anzuschauen, die mich sehr interessiert, weil ich Französisch, Spanisch und Deutsch als Fremdsprache auf Lehramt studieren möchte und mir gut vorstellen könnte, später mal an einer Deutschen Schule im Ausland zu unterrichten.
Urlaub in Chile
Von Mitte bis Ende Januar flog ich nach Chile, um meine Austauschschülerin Francisca zu besuchen. Sie hatte vor einem Jahr für zehn Wochen bei uns in Weingarten gewohnt und da ich nun schon mal in Südamerika war, machte ich einen Abstecher bei ihr. Sie holte mich gemeinsam mit ihrem Vater am Flughafen in Santiago ab und von dort aus fuhren wir ins Stadtzentrum, um etwas essen zu gehen. Chile und Bolivien sind ganz unterschiedliche Welten und ich hatte mit einem Schlag das Gefühl, wieder in Europa oder in den USA zu sein. An den ersten Tagen blieben wir in Santiago bei Franciscas Tante Ana und schauten uns die Stadt an. Dabei besuchten wir auch die Fundación Cristo Vive, deren Freiwillige ich aus Cochabamba kenne.
Was mich wirklich erstaunt hat, ist, dass in ganz Chile enorme Studiengebühren erhoben werden. Und auch Bücher sind sehr teuer. Das Resultat ist, dass Studenten, die nicht aus reichen Familien kommen, Kredite aufnehmen und dann so sehr verschuldet sind, dass sie erst mal nicht einmal an Dinge wie Hochzeit oder sich ein Haus zu kaufen denken könnten. Das hat mir sehr zu denken gegeben. Ich fragte, warum dieses System nicht geändert wird, worauf ich die Antwort bekam, dass die Politiker selbst Anteile an den Universitäten haben und somit kein Interesse daran haben, ihre Einnahmequelle zu reduzieren.
Allgemein ist Chile ein sehr teures Land und ich frage mich, wie die „weltwärts“-Freiwilligen, die wie wir in Bolivien auch 100 € Taschengeld (zusätzlich zu Wohnung und Verpflegung) bekommen, mit diesem Geld leben können. In Bolivien sind 100 € sehr viel Geld (fast der Monatslohn meiner Kolleginnen aus der Kinderkrippe), aber in Chile kommt man damit nicht weit.
Nach drei Tagen in Santiago sind wir dann mit dem Nachtbus nach Valdivia (ca. 10 Stunden Richtung Süden) zu Francisca nach Hause gefahren, wo sie mir ihre Heimat gezeigt hat. Wir sind auch an den Strand gegangen, wobei das Wasser leider ziemlich kalt war, aber es war schön, das Meer mal wieder zu sehen. Wir haben uns fast jeden Tag mit Franciscas Freunden und Alex, einer deutschen Austauschschülerin, getroffen und haben auch ein Mal einen Ausflug zu einer Therme gemacht. Ein persönliches Highlight für mich war auch eine Bootsfahrt in Valdivia. Die Zeit in Valdivia verging auch wieder wahnsinnig schnell und als es dem Abschied näher ging, beschlossen Franciscas Freunde, dass sie mich alle am Busbahnhof verabschieden wollten. Sie schenkten mir Fotos und eine CD mit chilenischer Folklore. Die chilenische Gastfreundschaft machte mir den Abschied nicht leichter.
Also fuhr ich alleine wieder nach Santiago, um nochmal einen Tag bei Ana zu verbringen, wobei ich mir das Museum der schönen Künste anschaute, bevor ich am nächsten Tag wieder ganz früh nach La Paz geflogen bin. Aus Chile nahm ich ganz viele herzliche Begegnungen mit und den Wunsch, dort noch ein Mal hinzureisen.
Zwischenseminar in Lima, Peru
Direkt nachdem ich von Santiago de Chile wieder nach La Paz geflogen bin, kaufte ich mir für den nächsten Tag ein Ticket nach Lima. Nach 28 Stunden Busfahrt bin ich dann in Lima angekommen. Hier wird man wirklich reiseresistent, wenn ich da z.B. an eine Reise von Weingarten nach Rom denke, die 15 Stunden dauerte und die mir wie eine Ewigkeit vorkam. Aber hier sind die Distanzen eben auch viel größer. In Lima angekommen, fuhr ich ins Kloster der Bamberger Franziskaner-Schwestern in La Victoria, wo ich Alexandra vom BDKJ Bamberg, Schwester Christina und die anderen Freiwilligen wiedersah, was mich sehr gefreut hat. Wir verbrachten eine Nacht in La Victoria, gingen gemeinsam an den Strand von Barranco und fuhren dann nach Cineguilla, einem anderen Stadtteil von Lima, wo wir in einem wunderschönen Tagungshaus unser 5-tägiges Seminar begonnen. Es war sehr interessant, uns untereinander auszutauschen und Geschichten aus Peru, Kolumbien und Bolivien zu hören. Da gab es sehr schöne Gespräche, aber wir hatten auch Raum, um Probleme gemeinsam zu besprechen, was ich wirklich toll fand. Die gemeinsame Erfahrung im Ausland hat uns alle noch mehr zusammengeweißt und so blieben wir fast alle auch noch zwei Tage länger in Lima, bevor ich mit Sarina und Sabrina wieder zurück nach Cochabamba reiste. Was uns sehr enttäuschte, war, dass wir in Lima nichts vom Karneval mitbekamen, wo wir doch genau an diesem Wochenende dort waren, an dem uns alle Bolivianer empfohlen hatten, zum „Carnaval de Oruro“ zu fahren, der der zweigrößte Karneval Lateinamerikas nach dem von Rio de Janeiro ist.
Rückreise nach Cochabamba
Um eine weitere 28-Stunden-Busfahrt zu vermeiden und noch ein bisschen was von Peru zu sehen, fuhren wir etappenweise.
Arequipa, Peru – Dienstag, den 12. Februar und Mittwoch, den 13. Februar 2013
Die nächste Station war Arequipa, wo wir, kurz nachdem wir angekommen waren, erst mal von Juan (aus Kolumbien) und Sonia (aus Peru), die wir auf der Reise kennengelernt hatten, zum Mittagessen eingeladen wurden. Das liebe ich an den Lateinamerikanern – sie geben einem immer das Gefühl, herzlich willkommen zu sein und dazuzugehören. Später ruhten wir uns aus und liefen noch ein bisschen durch die Stadt. Am nächsten Tag schauten wir uns dann das Stadtmuseum an und setzten uns dann auf die Plaza Principal, um zu picknicken, wobei uns alle ganz belustigt anschauten. Anscheinend setzen sich nicht viele Gringos einfach mitten auf die Plaza. Zurück im Hostal gab es einen Salsa-Tanzkurs, bei dem ich mitgemacht habe. Dass Tanzen hier so groß geschrieben wird, finde ich ganz toll. Nach einer leckeren Pizza suchten wir auch schon wieder unsere Sachen zusammen und machten uns zum Busbahnhof auf, um nach Puno zu fahren.
Puno, Peru – Donnerstag, den 14. Februar 2013
Wir kamen um 6 Uhr morgens in Puno an und fragten auch gleich danach, ob es sich lohnen würde, ein bisschen zu bleiben, um etwas vom Karneval mitzubekommen, doch da gingen die Meinungen weit auseinander. Wir entschieden uns also dazu, um 15 h nach La Paz weiterzufahren und unser Glück auf der verzweifelten Suche nach dem Karneval herauszufordern. Wir gingen also erst einmal auf dem Markt frühstücken, schauten uns die Kathedrale an und suchten dann den Karneval. Was wir vorfanden wurde unseren Erwartungen leider gar nicht gerecht – ein ganz kleiner Umzug mit Folklore-Tänzen, aber nicht so bunt und fröhlich, wie wir es aus Bolivien kannten. Enttäuscht packten wir unsere Sachen zusammen und fuhren weiter am Titicacasee entlang, um nach La Paz zu kommen. In Copacabana (nach dem Grenzübergang von Peru zu Bolivien) wurden wir gleich mal von ein paar Jung nass gespritzt, so wie es zur Karnevalszeit üblich ist. Und auch die laute Folklore-Musik und die Tänze hießen uns in Bolivien herzlich willkommen. Wir waren uns einig, dass allein schon das den Karneval in Puno getoppt hatte und freuten uns richtig, wieder in Bolivien zu sein. Wir redeten schon ganz aufgeregt darüber, was wir alles machen möchten, wenn wir wieder in Cochabamba / Independencia sind und worauf wir uns freuen, was ein sehr schönes gemeinsames Gefühl war.
Obwohl mir meine Zeit in Chile und Peru sehr gut gefallen hat, bin ich sehr froh, mein Jahr in Bolivien zu verbringen, da mir hier alles noch echter, froher und bunter vorkommt. Bolivien ist zwar in manchen Dingen nicht so weit entwickelt, hat aber dafür viele Traditionen und Lebensweisen erhalten, die andere Länder schon längst verloren haben und damit den Preis für Fortschritt bezahlt haben.
Spät abends kamen wir unendlich erschöpft in La Paz an und legten uns, nachdem wir ein Hotel gefunden hatten, sofort ins Bett.
La Paz, Bolivien – Freitag, den 15. Februar 2013
Wie ausgemacht trafen wir uns nochmal mit Philipp, der einen Freiwilligendienst in Titicachi (ca. 10 Stunden von La Paz entfernt) macht und der auch mit uns zusammen auf Zwischenseminar in Lima war. Wir gingen erst einmal auf den Hexenmarkt, wo ganz viel Kunsthandwerk, aber auch Coca-Artikel, Lama-Föten (die in Zeremonien geopfert werden) und alles, was das Touristenherz begehrt, verkauft wird. Dort gingen wir dann auch ins Coca-Museum, das mit der Regierung des ersten indigenen bolivianischen Präsidenten Evo Morales eingeführt wurde. Das Museum war sehr interessant, weil dort gezeigt wurde, dass Coca ein natürliches Heilmittel und keine Droge ist, das gegen ganz viele Dinge hilft, wie zum Beispiel Bauchschmerzen, Übelkeit und die Höhenkrankheit. Auch die Minenarbeiter kauten schon sehr früh Coca-Blätter, um die Hitze, die stickigee Luft und die Müdigkeit zu bekämpfen und ihre Arbeitskraft zu verlängern. Nach so viel Information hatten wir Hunger und gingen ganz lecker im Restaurant „Marrakech“ essen. Später fuhren wir dann nach El Alto, La Paz´ Vorstadt, auf den Markt und besuchten Maite, eine Frau, die mit Philipp zusammen in Titicachi arbeitet. Sie leitet dort ein Stickprojekt und zeigte uns den Laden in La Paz, in dem die Artikel verkauft werden. Kurz bevor wir dann wieder nach Cochabamba fuhren, gingen wir noch mit in das Haus, in dem Philipp wohnt, wenn er in La Paz ist. Es ist das Haus von Padre Max, einem deutschen Pfarrer, der schon seit ganz langer Zeit in Bolivien lebt und die Gemeinde in Titicachi aufgebaut hat. Er ermöglicht den Jugendlichen aus dem Dorf, in La Paz zu studieren oder eine Ausbildung zu machen und in diesem Haus zu wohnen, wenn sie im Gegenzug für ein Jahr als Freiwillige in seiner Gemeinde arbeiteten. Mich fasziniert es immer, wenn ich von Menschen höre, die ihr ganzes Leben in ein Projekt in Bolivien gesteckt haben. Ich bewundere sie für ihren Mut und ihre Hingabe. Deshalb freue ich mich auch schon darauf, Philipp im April in seinem Projekt zu besuchen.
Um 23 h fuhren wir mit einem der letzten Nachtbusse nach Cochabamba und kamen am nächsten Morgen gut an.
Cochabamba, Bolivien – 16. Februar 2013
Unsere Freude war sehr groß, als wir wieder in Cochabamba ankamen. Das Reisen war wirklich sehr schön und eine tolle Erfahrung, aber wir alle merkten, wie verbunden wir uns schon mit unseren Einsatzorten fühlen und dass sie uns schon zu einer weiteren Heimat wurden. Nach all der Suche nach dem Karneval ließen wir es uns natürlich nicht nehmen, in die Stadt zu fahren und dort den Karnevalsumzug anzuschauen, der von ca. 13 h bis 23 h ging und aus allen erdenklichen Folklore-Tänzen bestand. Uns war allerdings vorher nicht so ganz klar, dass es beim Karneval sehr nass zugeht. Die Tradition ist, dass die Frauen, die den Männern am besten gefallen, mit Wasser oder weißem Schaum vollgespritzt werden. Blöd nur, wenn man dann auch noch helle Haut und blonde oder braune Haare hat, was hier sehr vielen Männern gefällt. Da ich nicht ganz so nass werden wollte, habe ich ganz laut geschrien und bin durch die Menge gerannt, was alle Bolivianer sehr lustig fanden, aber immerhin kam ich trockener als meine beiden Freundinnen davon. Sehr lustig fand ich die Begegnung mit einem jungen Bolivianer, der zu uns sagte: „Sagt mir etwas auf Quechua, sonst mache ich euch nass!“ Und wir: „Amapalawaitschu!“ („Sprich nicht mich an!“) Er war schwer beeindruckt. Nicht ganz so lustig fand er es dann, als ich sagte, er solle uns etwas auf Deutsch sagen, da wir ihn sonst nass machen würden… Und so drehte ich den Spieß einmal um und machte ihn nass.
Quechua-Kenntnisse sind immer ganz hoch angesehen. Ein paar Wörter und Redewendungen kann ich, was sie Menschen immer sehr freut, doch leider habe ich es nicht geschafft, so viel Quechua zu lernen, als dass es für eine Konversation reicht, da hier in der Stadt nicht mehr so viel Quechua gesprochen wird wie auf dem Land und es schwierig ist, eine andere Sprache zu lernen, wenn man schon eine gemeinsame Sprache – Spanisch – spricht.
Nach ein paar Stunden nass gespritzt werden und Umzug anschauen fuhren wir dann wieder zu mir, um uns umzuziehen. Bevor wir dann abends nochmal in die Stadt fuhren, packte ich extra nochmal Wechselklamotten mit ein, doch zu meiner Enttäuschung – und Erleichterung – wurde dann gar nicht mehr gespritzt.
Babyshower – 2. März 2013
Eine bolivianische Tradition ist es auch, kurz vor der Geburt eines Kindes einen „Babyshower“, das heißt eine kleine Feier mit Freunden zu machen. Die Einladung nahm ich natürlich gerne an, da solche Feste immer eine super Gelegenheit sind, mehr in die Kultur einzutauchen. Die stolzen werdenden Eltern begrüßten uns und da ging das Programm auch schon los: Zuerst einmal sollten wir alle Luftballons aufblasen, so groß wir wollen, hieß es. Meiner wurde ziemlich groß, was ich später bereute – denn wir sollten sie uns nun unter die Kleider stecken, um den Schwangerschaftsbauch zu imitieren. Ich sah aus wie im zwölften Monat… Der Anblick der Gäste war sehr lustig, da nun alle plötzlich wie schwanger aussahen. Danach gab es ganz viele verschiedene Spiele, die alle mit dem Baby zu tun hatten, wie zum Beispiel, dass man mit Hilfe von Toilettenpapier den Bauchumfang der Schwangeren abschätzen sollte und auf jedes Blatt einen Tipp oder etwas, was man an der werdenden Mama mag, schreiben sollte. Ich fand diesen Nachmittag sehr schön und lustig und möchte, wenn es bei mir dann so weit ist, auch einen Babyshower machen. Aber das hat ja noch Zeit – wobei ich hier viele damit schocke, wenn ich sage, dass ich noch ca. 10 Jahre warten möchte, bevor ich Kinder bekomme. Das Thema heiraten und Kinder kriegen ist hier viel präsenter als in Deutschland.
Ich finde es sehr schade, dass ich nun, wo schon die Hälfte meines Einsatzes vorbei ist, das Gefühl habe, dass mir vielleicht die Zeit gar nicht mehr reicht, um alles das, was ich mir vornehme, zu machen. Am Anfang hatte ich immer das Gefühl, dass ich ja noch sehr viel Zeit habe und es war alles ganz neu und aufregend für mich, doch jetzt fühle ich mich hier schon so wohl und integriert, dass es mir komisch vorkommt, dass ich im August schon wieder nach Deutschland fliege. Natürlich gibt es dort viele Menschen und Dinge, auf die ich mich freue, doch es ist gar nicht so einfach, das gedanklich und emotional alles unter einen Hut zu bekommen.
Ich verabschiede mich mit herzlichen Grüßen aus Cochabamba,
Corinna
P.S.: Ich freue mich sehr über Reaktionen auf meinen Bericht. Kontakt: corinna_wil@yahoo.de[:]

Eindrücke aus der Gemeinde „Cruz Gloriosa“ – Erstes Halbjahr (Sept. 2012 bis Februar 2013)

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Partnerschaftsgottesdienst - Oktober 2012

Partnerschaftsgottesdienst – Oktober 2012

Beim Besinnungswochenende in CADECA - Oktober 2012

Beim Besinnungswochenende in CADECA – Oktober 2012

Die Kinderkrippe - November 2012

Die Kinderkrippe – November 2012

Fest der Unbefleckten Emfpängnis - Im Tinkus-Kostüm. - Dezember 2012

Fest der Unbefleckten Emfpängnis – Im Tinkus-Kostüm. – Dezember 2012

Gemeindefest - September 2012

Gemeindefest – September 2012

Stickprojekt in Uspa Uspa - September 2012

Stickprojekt in Uspa Uspa – September 2012

Stickfrauen - September 2012

Stickfrauen – September 2012

Hausaufgabenbetreuung - In der Pause spielen wir gerne Faules Ei. - September 2012

Hausaufgabenbetreuung – In der Pause spielen wir gerne Faules Ei. – September 2012

Gemeindefest - September 2012

Gemeindefest – September 2012

Gemeindefest - September 2012

Gemeindefest – September 2012

Mink´as - September 2012

Mink´as – September 2012

Stickerinnen - Oktober 2012

Stickerinnen – Oktober 2012

Partnerschaftsgottesdienst - Oktober 2012

Partnerschaftsgottesdienst – Oktober 2012

Jufra (Franziskanerjugend) - Oktober 2012

Jufra (Franziskanerjugend) – Oktober 2012

Partnerschaftssonntag - Oktober 2012

Partnerschaftssonntag – Oktober 2012

Mit den Seniorinnen in Liriuni (Therme) - Oktober 2012

Mit den Seniorinnen in Liriuni (Therme) – Oktober 2012

Besinnungswochenende in CADECA - Oktober 2012

Besinnungswochenende in CADECA – Oktober 2012

Ausflug nach CADECA mit der Kinderkrippe - September 2012

Ausflug nach CADECA mit der Kinderkrippe – September 2012

Geburtstag in der Kinderkrippe - natürlich mit Torte! - September 2012

Geburtstag in der Kinderkrippe – natürlich mit Torte! – September 2012

Mink'as - September 2012

Mink’as – September 2012

Weihnachtsbasteln - Dezember 2012

Weihnachtsbasteln – Dezember 2012

Weihnachtsbasteln - Die Mädels meinten, ich sei nicht genug geschminkt und schminkten mit Holzstiften fröhlich weiter. - Dezember 2012

Weihnachtsbasteln – Die Mädels meinten, ich sei nicht genug geschminkt und schminkten mit Holzstiften fröhlich weiter. – Dezember 2012

Weihnachten 2012

Weihnachten 2012

Catequistas und Mink´as - September 2012

Catequistas und Mink´as – September 2012

Die Seniorengruppe bei ihrem Abschlussfest - Dezember 2012

Die Seniorengruppe bei ihrem Abschlussfest – Dezember 2012

Die Seniorengruppe bei ihrem Abschlussfest - Dezember 2012

Die Seniorengruppe bei ihrem Abschlussfest – Dezember 2012

Die Stickfrauen - Dezember 2012

Die Stickfrauen – Dezember 2012

Abschlussfest Hausaufgabenbetreuung - November 2012

Abschlussfest Hausaufgabenbetreuung – November 2012

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Sylvester 2012 in Independencia

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Grüße aus dem indepencianischen Dschungel

Grüße aus dem indepencianischen Dschungel

Abenteuerwanderung mit Flussüberquerung

Abenteuerwanderung mit Flussüberquerung

Im Centro Social

Im Centro Social

Im Centro Social

Im Centro Social

Mit meinen amiguitas cholitas gringuitas :)

Mit meinen amiguitas cholitas gringuitas 🙂

Das letzte Abendessen des Jahres 2012 mit Schwester Verena - Zitat: "Esst gut, bis nächstes Jahr gibt´s nichts mehr!" :)

Das letzte Abendessen des Jahres 2012 mit Schwester Verena – Zitat: „Esst gut, bis nächstes Jahr gibt´s nichts mehr!“ 🙂

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