[:de]Die Bolivianer glauben stark daran, dass man am ersten Freitag des Monats verschiedene Rituale druchführen soll, um für den Monat um Glück zu bitten und um sich für früheres Glück zu bedanken. Wir fuhren an diesem ersten Freitag nach Bombori, einem Pilgerort, um all diese Rituale, darunter auch die K´oa (dabei werden verschiedene glückbringende Substanzen verbrannt), zu machen. Hier ein paar Impressionen:
[:]Monatsarchiv: April 2013
Tag des Kindes – 12. April 2013
[:de]Gemeinsam mit den Dreijährigen der Kinderkrippe holten wir die Kolping-Kinder ab und marschierten dann mit Schildern, die an die Rechte der Kinder erinnerten, zum Rathaus, wo wir vom Bürgermeister empfangen wurden. Später wurde ganz viel gespielt, gesungen und natürlich gab es auch Torte.
Als ich dann kurz bei der Hausaufgabenbetreuung vorbei schaute, bekam ich auch gleich Geschenke in die Hand gedrückt. Ich erzählte, dass es mein erster Tag des Kindes sei, weil es diesen in Deutschland nicht gäbe (was ich selbst als Kind immer hinterfragt hatte – wenn es einen Mutter- und Vatertag gibt, müsse es doch auch einen Kindertag geben!). Ich kassierte nur ungläubige Blicke und freute mich umso mehr über meinen ersten Tag des Kindes. Mit meinen Kindern werde ich den Tag des Kindes feiern, egal wo!
Danach ging ich zu den Stickfrauen, um dort mit den Kindern zu basteln und von dort aus zu der Kindergruppe meiner Tanzschule, wo wir auch Spiele vorbereitet hatten.
Am Samstag bereitete ich zusammen mit einem Freund ein kleines Clownsprogramm für die Erstkommunionskinder vor.
Am Sonntag organisierte die Kinder- und Jugendgruppe ein paar Stände vor der Kirche, um auf die Rechte und Pflichten der Kinder aufmerksam zu machen. Dabei gab es gratis Umarmungen, eine symbolische Impfung gegen Misshandlung und für Liebe, Geduld und Zuneigung und Spiele zu den Rechten und Pflichten von Kindern. Ich war begeistert von der Kreativität der Kinder und Jugendlichen und unterstützte sie mit der Ministrantengruppe.
Da ich am Freitag früher zu den Stickfrauen gegangen war, bekam ich am Montag in der Kinderkrippe mein Körbchen voller Süßigkeiten. Ich plädiere für die Einführung des Tages des Kindes in Deutschland! 🙂
Herzliche Grüße aus Cochabamba,
Corinna
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Cholita gringuita
[:de]Zu Besuch bei Suzana (sie ist auf dem ersten Foto neben mir), Padre Gonzalos Schwester. Sie und ihre Küchenhilfe liehen mir netterweise ihre typischen Trachten aus, damit ich mal reinschlüpfen konnte. Die blau-grüne Tracht kommt aus La Paz, der rote Rock und der weiße Hut werden in Cochabamba getragen, wobei mir die Bluse fehlte. Ich bin ja noch am überlegen, ob ich mir eine Tracht kaufen soll..
Die Karwoche 2013 in Bolivien
[:de]Kirchengemeinde „Cruz Gloriosa“, km. 11 de la Av. Blanco Galindo, Cochabamba
Berichtet von Corinna Wilhelm, 20 Jahre, aus Weingarten, die gerade
einen einjährigen „Weltwärts“-Freiwilligendienst in der Gemeinde macht.
Palmsonntag (24. März 2013)
„Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn!
Hosianna in der Höhe!” (Mt 21, 9)
Am Palmsonntag gab es wie jeden Sonntag drei Gottesdienste, doch dieses Mal traf sich die Gemeinde nicht in der Kirche, sondern an verschiedenen Orten des Viertels: Auf dem Sportplatz des Viertels Colquiri (7 Uhr), am Kreisverkehr des Kilometers 11 (9 Uhr) und im Kolping-Haus (19 h). Dort wurden die Palmen – die hier aus wirklichen Palmblättern gebastelt werden – gesegnet und in einer Prozession ging es auf zur Kirche. Wie auch in Deutschland wird mit den Palmen die Verehrung der Menschen bei Jesu Einzug in Jerusalem, mit dem seine Leidenszeit begann, erinnert.
Blauer Montag (25. März 2013)
Für die Karwoche wurden Treffen für alle Altersgruppen organisiert. Am Montag um 19 h gab es ein Treffen für die Kinder der Gemeinde, das die „Misioneros maristas“, die aus ganz Lateinamerika kommen und für vier Monate in der Gemeinde mitarbeiten, organisiert haben. Dabei wurde viel gesungen, gespielt und das Gleichnis des „Verlorenen Sohnes“ spielerisch rübergebracht. Am Ende wurde wie bei allen Treffen „Biscochos“ (ein für die Karwoche typisches süßes Hefegebäck) und Kaba ausgeteilt.
Schiefer Dienstag (26. März 2013)
Heute fand um 19 Uhr ein Jugendtreffen statt, das von der Franziskanerjugend (Jufra) vorbereitet wurde. Mit vielen Liedern, Videos, Gebeten, einer Lesung und einer Bibelreflexion wurde über die Bedeutung von Ostern gesprochen. Besonders beeindruckend war für mich dabei ein Video, in dem durch ein Beispiel von heute gezeigt wurde, welch ein großes Opfer es für Eltern ist, das eigene Kind herzugeben, um damit alle anderen zu retten. Am Ende schrieben die Jugendlichen einen Brief an Gott und mit einem Gebet schlossen wir das Treffen ab.
Platzmittwoch (27. März 2013)
Nachdem sich schon die Kinderund Jugendlichen getroffen hatten, gab es heute ein Treffen für Erwachsene, wobei auf die später folgende Beichte vorbereitet wurde.
Gründonnerstag (28. März 2013)
„Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.“ (1 Kor 11, 26)
Um 9 Uhr gab es eine Messe für Priester in der Kathedrale von Cochabamba mit Ordenserneuerungen und Segnung des Öls, mit dem später die Kranken- und Altensalbung stattfand.
Um 11 Uhr ging ich mit dem Diakon Don José in die Schule „Félix Martinez“, wo die Lehrer mit den Schülern einen Kreuzweg mit Fußwaschung vorbereitet hatten, was wir mit Gebeten und Gesängen begleiteten.
Um 15 Uhr gab es einen weiteren Kreuzweg in der Schule „21 de septiembre“.
Um 16 Uhr fand eine Messe mit Kranken- und Altensalbung statt.
Um 19 Uhr feierten wir die Eucharistie, wobei bewusst an das letzte Abendmahl erinnert wurde. Außerdem wuschen sich die Priester Padre Gonzalo, Padre Miguel, der Diakon Don José und die Gemeindemitglieder gegenseitig die Füße und anschließend wurde das Allerheiligste, der Leib Gottes, verehrt.
Karfreitag (29. März 2013)
“Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.“ (Joh 3, 16)
Früher und auch noch heute auf dem Land kochen einige Bolivianer zwölf verschiedene Gerichte, um an die zwölf Apostel zu erinnern. Hier in der Stadt hat sich die Tradition aber fast verloren.
Ich hatte eine Einladung beim Diakon Don José und seiner Familie. Es gab einen Kürbis-Kartoffel-Gemüse-Auflauf („Locro de zapallo con queso y papas“) und Milchreis („arroz con leche“), was ein typisches Karfreitag-Mittagessen ist.
Wie auch in Deutschland feierten wir um 15 Uhr einen Wortgottesdienst mit Kreuzverehrung, in dem an das Leiden und den Tod Jesu Christo erinnert wurde. Anschließend lud die Franziskanerjugend (Jufra) dazu ein, den von ihnen vorbereiteten Kreuzweg mit Gebeten und Gesängen zu begleiten. Dieser war sehr spektakulär, da der „Jesus“ tatsächlich an ein circa drei Meter hohes Kreuz gebunden wurde.
Später hatte ich eine weitere Einladung zum Abendessen im Haus einer Freundin. Der Karfreitag ist hier für die Familien wichtiger als der Ostersonntag und so wird an diesem Tag auch aufwändiger gekocht.
Karsamstag (30. März 2013)
„Heute wird keine Eucharistie gefeiert, es gibt weder Taufen oder Hochzeiten, noch wird gesegnet. Die Christen schweigen heute am Grabe des Herrn, während sie auf die Auferstehung warten.“
Gemeinsam mit den Erstkommunion-Kindern und der Jugendgruppe „Mink´as“ trafen wir uns am Samstagnachmittag, um gemeinsam Eier zu bemalen, was alle ganz toll fanden. Das ist eigentlich keine bolivianische Tradition, wurde aber von dem jahrelang hier lebenden deutschen Pfarrer Padre Manfredo eingeführt und auch nachdem er 2011 verstorben ist, wird die Tradition weitergeführt.
Besonders gefreut hat mich, dass Sarina und Sabrina, die als Freiwillige in Independencia (circa 7 Stunden außerhalb von Cochabamba) arbeiten mit Sarinas Vater gerade angekommen waren und mit uns Ostern feierten.
Um 21.30 Uhr versammelte sich die Gemeinde vor der Kirche am Osterfeuer, wo durch ein kleines Rollenspiel (von der Jugendgruppe Mink´as vorbereitet) verschiedenes Fehlverhalten im Alltag wie Ignoranz, Egoismus, Lüge verbrannt wurden. Danach zogen wir, wie auch in Deutschland, in die dunkle Kirche ein, wobei nach und nach die Kerzen der Gemeindemitglieder an der Osterkerze entzündet wurden. Ich durfte die vierte Lesung lesen. Nach der Messe wurden dann die Ostereier verteilt und es gab wieder „Biscochos“ mit Kaba.
Danach lud die Franziskanerjugend (Jufra) dazu ein, die Nacht bei Spielen, Liedern, Gebeten und Reflexionen in der Kirche zu verbringen und bis zum Gottesdienst um 7 Uhr durchzumachen.
Ostersonntag (31. März 2013)
Wie jeden Sonntag gab es um 7 Uhr, um 9 Uhr und um 19 Uhr einen Gottesdienst.
Ich traf mich um 8 Uhr morgens virtuell mit meiner Familie, was ganz schön war, um alle zusammen wiederzusehen. Andererseits war es ein komisches Gefühl, nach Weihnachten nun auch noch Ostern weit weg von meiner Familie zu verbringen. Doch ich bin sehr froh über die Einblicke, die ich dadurch habe, auch diese Feste hier zu verbringen. Ich könnte mir auch nicht vorstellen, mitten im Jahr nach Hause zu fliegen, weil ich dann wieder total aus meinem bolivianischen Leben herausgerissen werden würde.
Später traf ich mich mit Freundinnen, um auf der „Plaza Colón“ Ostereier zu suchen, was vom ICBA (deutsch-bolivianisches kulturelles Institut) organisiert wurde. Es war ganz schön komisch, anzukommen und erst mal ganz laute deutsche Musik zu hören. Leider wurden schon alle 500 Eier gefunden, aber es war trotzdem schön, andere Deutsche zu treffen. Es gab Kaffee und Tee und die Mitarbeiterinnen malten Kindern Osterhasen auf die Hände.
Danach fuhren wir nach Arani, das ist eine Provinz circa eine Stunde außerhalb von Cochabamba, wo an diesem Tag ein Brot-, Mais- und Weinfest stattfand. Als wir in der Kirche waren, verstand ich endlich, warum hier die Marien-Verehrung so viel stärker ist als in Deutschland: Meine Freundin erklärte mir, dass die Einführung des Christentums durch die Eroberung Spaniens dazu führte, dass die indigene Bevölkerung nach Gemeinsamkeiten mit ihrem Glauben suchten. Infolgedessen wurde die Jungfrau Maria mit der „Pachamama“, der Mutter Erde, assoziiert.
Das Fest gefiel mir sehr gut. Zum Mittagessen aßen wir „Huminta“, das ist ein Gebäck aus Mais und Käse, mit Zimt- und Vanilleeis, was sehr lecker war! Danach tanzten wir Cueca, das ist ein bolivianischer Folklore-Tanz, wobei ich die Attraktion war… Eine „Gringa“ (Ausländerin), die bolivianische Folklore tanzt, finden immer alle ganz toll und so machten sie fleißig Fotos…
Nach der sehr intensiv erlebten, anstrengenden, aber auch wunderschönen Karwoche fiel ich todmüde und dankbar, für alles, was ich hier erleben darf, ins Bett.
Herzliche Grüße aus Bolivien,
Corinna[:]