Montag, 22.Oktober 2012

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Es ist unglaublich, wie schnell die letzten drei Wochen vergangen sind – es ist so viel passiert, dass ich gar nicht gekommen bin, etwas für meinen Blog zu schreiben. Aber jetzt!

Mittlerweile ist Alltag eingekehrt, so dass ich nicht mehr zu jedem Tag etwas schreibe, sondern nur zu besonderen Ereignissen.

Zum Tag der deutschen Einheit (3. Oktober) lud das Deutsche Konsulat Cochabamba zusammen mit dem „Colegio Aleman Friedrich Fröbel“ – „Deutsche Schule Friedrich Fröbel“ zu einer Feier ein. Ich bin dort mit deutschen Freiwilligen einer anderen Organisation hingegangen und war ganz überrascht, zu sehen, wie viele Deutsche es in Cochabamba und Umgebung gibt. Die Schule ist keine vom Deutschen Staat anerkannte Schule, so dass es für deutsche Muttersprachler dort möglich ist, ohne Ausbildung Deutsch zu unterrichten. Die meisten Schüler haben auch keine deutschen Wurzeln und so war es ganz lustig, wie sie mit ihrem bolivianischen Akzent „Die Gedanken sind frei“ gesungen und Ausschnitte aus der „Dreigroschenoper“ gespielt haben. Auch das ICBA („Bolivianisch-Deutsches kulturelles Institut“) und ein deutsches Import-Geschäft waren vertreten und es gab Currywurst und Bier. Ganz schön seltsam, nachdem ich einen Monat lang nur wenig Kontakt zu anderen Deutschen hatte.

Am 6. Oktober (Samstag) habe ich mich mit Kathrin, einer anderen deutschen Freiwilligen, in Vinto getroffen. Das ist ein Dorf, das hinter Quillacollo liegt. Dort gab es mal wieder ein Fest zur Marienverehrung, was mit einer „Entrada“ (Umzug) mit verschiedenen Tänzen und bunten, ausgefallenen Kostümen gefeiert wurde. Wir fanden das ganz toll, weil es uns an die Fasnet erinnert hat.

Ich gehe sehr gerne auf den Markt, mir gefällt der Trubel und die große Auswahl. Am Sonntag, den 7. Oktober, war ich mit Eli und ihrer Familie auf dem Markt in Quillacollo, wo wir auch in einem Restaurant gegessen haben. Es war sehr lecker!

Meine Wohnsituation hat sich am Tag der Frau, dem 11. Oktober, geändert. Ich wohne nun nicht mehr bei einer Gastfamilie, sondern im Kolping-Haus, wo ich meine erste eigene Wohnung bezogen habe.

Am Freitag, den 12. Oktober, waren wir zusammen mit den Kindern und Jugendlichen von der Hausaufgabenbetreuung im Freibad. Könntet ihr euch vorstellen, in Deutschland im Frühling ins Freibad zu gehen? Hier ist das möglich, da es schon jetzt sehr warm ist. Wir hatten einen schönen Nachmittag und die Kinder und Jugendlichen haben die Abwechslung genossen.

Von Freitag bis Samstag (12. bis 13. Oktober) hatten wir, die Angestellten der Kirchengemeinde, zusammen mit den Mitgliedern des Kirchengemeinderates, ein Besinnungswochenende in CADECA, das unter dem Motto „La solidaridad construye la iglesia“ – „Die Solidarität baut die Kirche“ stand. Zum einen war das Ziel, uns miteinander vertraut zu machen und uns gegenseitig unsere Aufgaben in der Gemeinde vorzustellen, zum anderen ging es darum, uns mit verschiedenen Bibelstellen auseinanderzusetzen und verschiedene Gedanken zum Thema Solidarität zu reflektieren.

Am Samstagabend trafen Eli und ich uns dann in der Backstube der Kirchengemeinde, um mit Hilfe der MINKAS (Jugendgruppe) und einigen Frauen aus der Gemeinde zusammen Zopfbrot für den Partnerschaftssonntag am nächsten Tag vorzubereiten. Es war eine ganz schöne Arbeit, aus 12 kg Mehl das Brot herzustellen, aber dank der vielen fleißigen Helfer waren wir in 4,5 Stunden fertig.

Am 14. Oktober war dann der Partnerschaftssonntag, bei dem mein Einsatz gefragt war. In allen drei Messen habe ich eine Präsentation über Deutschland, Weingarten und die Partnerschaft zwischen unseren Gemeinden gehalten und nach der Messe um 9 h haben wir das Zopfbrot verteilt.

Am Dienstag, den 16. Oktober, sind wir zusammen mit den „Personas de la tercera edad“ – „Menschen im dritten Lebensalter“ nach Liriuni zum Thermalbad gefahren. Bevor wir uns gebadet haben, hielt Charo, eine Physiotherapeutin, einen Vortrag über „Die Kraft des JETZT“, was ich sehr spannend fand. Es ging dabei darum, dass man das Vergangene akzeptieren muss, das Kommende unsicher ist und man das Jetzt bewusst leben soll, ohne Sorgen zu haben. Als wir dann im Schwimmbecken waren, war es ganz lustig, da ich die einzige war, die schwimmen kann, und ich somit auf die anderen aufgepasst habe, die sich die ganze Zeit am Rand festgeklammert haben. Nur zwei trauten sich, mit mir eine Runde durchs Wasser zu drehen. Hier kann fast niemand schwimmen.

Am Mittwoch, den 17. Oktober, feierten wir zusammen mit den Stickfrauen den Geburtstag von Schwester Maria Luisa nach, wobei wir ihr ein Ständchen gesungen haben (alle fanden es sehr lustig, als ich auf Deutsch gesunden habe) und leckeres bolivianisches Essen gegessen haben.

Auch Eli und ihre Familie zogen diesen Monat um (20. Oktober) und da Eli mir so fleißig beim Putzen meiner neuen Wohnung geholfen hatte, half auch ich ihnen. Außerdem brachte ich ihnen Brot und Salz mit und erklärte ihnen die deutsche Tradition, was sie sehr toll fanden.

Womit ich mich ein bisschen schwer tue, ist das bereits in der Kinderkrippe verschulte System, da die Kinder dort schon ab 3 Jahren Zahlen und Vokale schreiben lernen sollen und jeden Tag Hausaufgaben bekommen. Viele Kinder haben damit Probleme und als ich einem Kind eine Zahl beibringen wollte und es absolut nicht fähig war, diese zu schreiben, habe ich ihm ein Herz vorgemalt und es war auch nicht fähig, das nachzumalen. Da frage ich mich schon, ob ein Kind mit 3 oder 4 Jahren wirklich schon schreiben können muss… Aber so ist das System hier, denn die Krippe ist Vorbereitung auf den Kindergarten, und der ist, obwohl er auch hier „Kinder“ heißt, kein Ort zum Spielen und Rumtoben, sondern eine Art Vorschule, wo schon schreiben gelehrt wird.

Ansonsten lerne ich weiterhin fleißig Cueca und besuche meine Freunde aus der Gemeinde. Mittlerweile kennen mich viele und ich bekomme immer wieder neue Einladungen, was mich sehr freut.

So viel für heute!

Ich würde mich über Rückmeldungen und Infos aus der Heimat von euch freuen! Schreibt mir doch einfach über das Kontakt-Formular.

Liebe Grüße,

Corinna[:es]

[:fr]

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